Ein Biozid ist eine chemische Substanz oder ein Mikroorganismus, der gezielt dazu verwendet wird, Schadorganismen wie Bakterien, Pilze, Algen oder Viren zu bekämpfen oder deren Wachstum zu hemmen. In der industriellen Wasserbehandlung und Abwasserbehandlung spielen Biozide eine zentrale Rolle, insbesondere in Kühlwassersystemen, Membrananlagen (z.B. Umkehrosmose), Wärmetauschern und anderen Wasserkreisläufen, in denen mikrobielles Wachstum unerwünscht ist. Biozide werden eingesetzt, um die Bildung von Biofilmen, Korrosion und Ablagerungen zu verhindern, die die Effizienz der Anlagen beeinträchtigen können.

Foto: Biofilm an einer Wärmeübertragungsfläche eines Kühlwasserkreislaufes
Inhaltsverzeichnis
Arten von Bioziden
Biozide lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:
- Oxidierende Biozide: Diese Substanzen wirken, indem sie durch Oxidation Zellbestandteile der Mikroorganismen zerstören, wodurch die Zellen absterben. Sie sind besonders effektiv gegen ein breites Spektrum von Mikroorganismen. Zu den häufig eingesetzten oxidierenden Bioziden gehören:
- Chlor (z.B. in Form von Natriumhypochlorit, NaClO): Chlor ist eines der ältesten und am weitesten verbreiteten Biozide. Es wird häufig in Kühlkreisläufen und Trinkwassersystemen verwendet. Chlor oxidiert Zellmembranen und zerstört die Zellstruktur.
- Chlordioxid (ClO₂): Chlordioxid ist ein starkes Oxidationsmittel, das effizient bei der Desinfektion von Wasser und der Bekämpfung von Biofilmen ist. Es ist auch in der Lage, Bakteriensporen und widerstandsfähige Organismen wie Legionellen zu eliminieren.
- Ozon (O₃): Ozon ist ein weiteres starkes Oxidationsmittel, das Mikroorganismen effektiv abtötet. Es hat den Vorteil, dass es nach der Anwendung zu Sauerstoff zerfällt und keine Rückstände hinterlässt, was es zu einer umweltfreundlicheren Option macht.
2. Nicht-oxidierende Biozide: Diese Biozide wirken durch andere Mechanismen, z.B. indem sie die Zellteilung hemmen, die Zellwände der Mikroorganismen schädigen oder Enzymsysteme blockieren. Nicht-oxidierende Biozide werden oft in Anlagen eingesetzt, in denen oxidierende Biozide unerwünscht oder ineffektiv sind, wie in Systemen mit empfindlichen Membranen (z.B. Umkehrosmoseanlagen). Beispiele für nicht-oxidierende Biozide sind:
- Isothiazolinone: Diese Verbindungen hemmen das Enzymsystem von Mikroorganismen, was zu ihrem Absterben führt. Sie sind wirksam gegen eine breite Palette von Bakterien und Algen.
- Glutaraldehyd: Glutaraldehyd ist ein starkes Desinfektionsmittel, das Proteine in den Zellen von Mikroorganismen denaturiert und so deren Wachstum und Vermehrung verhindert. Es ist besonders wirksam in der Öl- und Gasindustrie sowie in Kühlwassersystemen.
- Quaternäre Ammoniumverbindungen (QAVs): Diese Verbindungen wirken durch die Störung der Zellmembranen von Bakterien und Pilzen. Sie sind in der Regel als Breitband-Biozide gegen Bakterien und Algen aktiv.
Anwendungsbereiche von Bioziden
In der industriellen Praxis werden Biozide in vielen Bereichen der Wasser- und Abwasserbehandlung eingesetzt:
Kühlwassersysteme: In offenen und geschlossenen Kühlkreisläufen kommt es häufig zur Bildung von Biofilmen, die die Wärmeübertragung behindern und die Korrosionsrate erhöhen. Biozide werden hier verwendet, um das mikrobiologische Wachstum zu kontrollieren und so die Effizienz der Wärmetauscher und Kühltürme zu gewährleisten.
Membrananlagen: Bei Umkehrosmoseanlagen und anderen Membransystemen kann Biofouling (das mikrobiologische Wachstum auf Membranoberflächen) die Leistung der Membranen drastisch verringern. Biozide sind entscheidend, um das Wachstum von Mikroorganismen zu hemmen und so die Lebensdauer der Membranen zu verlängern. Hierbei ist der Einsatz nicht-oxidierender Biozide vorzuziehen, da oxidierende Biozide wie Chlor die empfindlichen Membranstrukturen schädigen können.
Kesselwassersysteme: In Kesseln und Dampferzeugungsanlagen werden Biozide eingesetzt, um das Wachstum von Bakterien und Algen im Speisewasser zu verhindern. Dies schützt vor mikrobiell induzierter Korrosion (MIC) und reduziert das Risiko von Ablagerungen, die den Wärmeaustausch beeinträchtigen.
Wasserkreisläufe der Lebensmittelindustrie: In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist die mikrobiologische Kontrolle von großer Bedeutung, um die Hygiene- und Qualitätsstandards zu erfüllen. Biozide werden in Reinigungssystemen, Prozesswasser und in Kühlkreisläufen eingesetzt, um die mikrobiologische Belastung zu minimieren.
Technische Hintergründe und Wirkungsweise
Die Wirkung von Bioziden hängt stark von den Eigenschaften des Wassers und der Art des Systems ab, in dem sie angewendet werden. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:
Konzentration: Die Wirksamkeit eines Biozids hängt von seiner Konzentration ab. In der Regel wird die Bioziddosierung so gewählt, dass sie eine ausreichende Konzentration über einen definierten Zeitraum aufrechterhält, um die Mikroorganismen zu bekämpfen, ohne das System zu schädigen.
Kontaktzeit: Biozide benötigen eine ausreichende Kontaktzeit mit den Mikroorganismen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Oxidierende Biozide wirken in der Regel schneller, während nicht-oxidierende Biozide eine längere Einwirkzeit benötigen.
pH-Wert: Der pH-Wert des Wassers beeinflusst die Wirksamkeit vieler Biozide. Zum Beispiel ist die Desinfektionskraft von Chlor in alkalischen Bedingungen stark eingeschränkt, während es bei neutralen bis leicht sauren Bedingungen sehr effektiv ist.
Temperatur: Höhere Temperaturen können die Reaktivität von Bioziden erhöhen, jedoch auch zu einem schnelleren Abbau der Substanz führen. Daher müssen die Betriebsbedingungen der Anlage bei der Wahl des Biozids berücksichtigt werden.
Biofilme: Biofilme sind besonders widerstandsfähig gegenüber Bioziden, da die mikrobiellen Gemeinschaften in einer schützenden extrazellulären polymere Substanz (EPS) eingebettet sind, die die Wirkung der Biozide abschwächt. In solchen Fällen sind höhere Biozidkonzentrationen oder der Einsatz von Dispergatoren erforderlich, um die Biofilme aufzulösen und die Mikroorganismen effektiv abzutöten.
ALMAWATECH Biozide und Bioinhibitoren für Kühlwasserkreisläufe: ALMA AQUA Kühlwasser
ALMAWATECH bietet mit der ALMA AQUA Kühlwasser-Produktreihe spezialisierte Biozide und Bioinhibitoren an, die gezielt für den Einsatz in industriellen Kühlwasserkreisläufen entwickelt wurden. Diese Produkte sind darauf ausgelegt, das Wachstum von Mikroorganismen wie Bakterien, Algen und Pilzen zu kontrollieren und gleichzeitig die Bildung von Biofilmen und mikrobiell induzierter Korrosion (MIC) zu verhindern. Die ALMA AQUA Kühlwasser-Serie umfasst sowohl oxidierende als auch nicht-oxidierende Biozide, um eine umfassende mikrobiologische Kontrolle zu gewährleisten, abhängig von den spezifischen Anforderungen des Systems.
Unsere Bioinhibitoren wirken zusätzlich, indem sie das Wachstum von Mikroorganismen unterbinden und so die Wärmeübertragungseffizienz im Kühlkreislauf aufrechterhalten. Durch die regelmäßige Anwendung von ALMA AQUA Produkten werden Ablagerungen und Fouling minimiert, was die Lebensdauer der Anlage verlängert und den Wartungsaufwand reduziert. Diese Produkte sind umweltfreundlich formuliert und entsprechen strengen gesetzlichen Anforderungen, um den Betrieb nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig zu gestalten.
Foto: Übersicht unserer Biozide und Bioinhibitoren für Kühlwasseranwendungen (erfahren Sie mehr über unsere Produkte: ALMA AQUA Kühlwasser)
Umweltaspekte und Sicherheit
Der Einsatz von Bioziden unterliegt strengen Regulierungen, da viele dieser Substanzen potenziell umweltschädlich sein können. Biozide müssen so gewählt und dosiert werden, dass sie einerseits die mikrobiellen Belastungen kontrollieren, andererseits jedoch keine Gefahr für die Umwelt darstellen. Einige Biozide, insbesondere chlorbasierte Verbindungen, können Nebenprodukte bilden, die giftig oder mutagen sind, wie z.B. Trihalomethane (THM). Daher wird in vielen Anlagen auf umweltfreundlichere Biozide umgestellt, die sich schneller abbauen und weniger schädliche Rückstände hinterlassen.
Fazit
Biozide spielen eine zentrale Rolle in der industriellen Wasserbehandlung, um mikrobielles Wachstum und die Bildung von Biofilmen in Wassersystemen zu kontrollieren. Die richtige Auswahl und Dosierung von Bioziden, basierend auf den spezifischen Anforderungen des Wassersystems, sind entscheidend, um die Anlagen effizient zu betreiben und gleichzeitig Umweltauflagen zu erfüllen. Innovative Biozidstrategien, wie die Kombination von oxidierenden und nicht-oxidierenden Bioziden sowie der Einsatz von Dispergatoren, tragen dazu bei, den Betrieb von Wasseraufbereitungsanlagen langfristig sicherzustellen.
Für weiter Informationen zu unseren Produkten können Sie uns gerne jederzeit kontaktieren!