Brauereien produzieren nicht nur Bier, sondern auch erhebliche Mengen an Abwasser. Dieses Abwasser weist eine komplexe Zusammensetzung auf, die von organischen Stoffen wie Zucker und Stärke bis hin zu Reinigungsmitteln und Feststoffen reicht. Eine effiziente Behandlung dieses Abwassers ist essenziell, um Umweltschutzauflagen einzuhalten, Betriebskosten zu senken und Wasserressourcen nachhaltig zu nutzen. Biogasanlagen, Biofiltration und Umkehrosmose spielen dabei eine Schlüsselrolle, insbesondere bei der Energiegewinnung und dem Wasserrecycling.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft der Abwässer im Brauereiprozess
Der Brauprozess ist komplex und umfasst mehrere Stufen, die jeweils spezifische Abwasserströme erzeugen. Diese Abwässer variieren in Menge, Zusammensetzung und Belastung und erfordern differenzierte Behandlungsansätze.
1. Malzverarbeitung
- Einweichen und Keimen:
- Während der Herstellung von Malz wird das Getreide eingeweicht und gekeimt, wodurch Abwasser mit organischen Rückständen wie Stärke, Zucker und Keimlingen entsteht.
- Belastung: Hoher CSB und BSB aufgrund der organischen Stoffe.
- Darren:
- Kondensat aus dem Darren des Malzes enthält flüchtige organische Verbindungen und benötigt eine Vorbehandlung, bevor es eingeleitet oder recycelt werden kann.
2. Maischen
- Rückstände aus der Maische:
- Beim Vermischen von Malz und Wasser, um Zucker und Enzyme freizusetzen, entstehen Abwässer mit gelösten organischen Verbindungen wie Stärke, Proteinen und Polyphenolen.
- Belastung: Hoher CSB und feine Feststoffe.
3. Würzekochung
- Kondensate aus dem Würzekocher:
- Der Verdampfungsvorgang zur Konzentration der Würze erzeugt Brüdenkondensate, die organische Substanzen und flüchtige Verbindungen wie Alkohole enthalten.
- Belastung: Moderater CSB und BSB; oft wiederverwendbar nach einer Behandlung.
4. Gärung und Lagerung
- Gärreste und Hefe:
- Während der Gärung wird Zucker in Alkohol und CO₂ umgewandelt. Überschüssige Hefe und abgestorbene Zellen gelangen ins Abwasser.
- Belastung: Hoher Gehalt an Biomasse und gelösten organischen Verbindungen.
5. Filtration und Abfüllung
- Filtrationsrückstände:
- Die Bierfiltration erzeugt Abwässer mit feinen Partikeln wie Kieselgur, Zellulose oder anderen Filtrationshilfsmitteln.
- Belastung: Hohe Schwebstoffkonzentration und moderate organische Belastung.
- Abfüllung:
- Während des Abfüllens entstehen Abwässer durch Reinigung von Flaschen, Dosen und Fässern. Diese enthalten Reinigungsmittel, Tenside und Reste organischer Stoffe.
- Belastung: Hoher Anteil an Chemikalien und organischen Stoffen.
6. Reinigungsprozesse (CIP-Systeme)
- Clean-in-Place (CIP):
- Reinigungswasser aus Tanks, Rohrleitungen und Maschinen enthält Rückstände von Reinigungsmitteln, Tensiden, Säuren und Laugen.
- Belastung: Variable pH-Werte und Chemikalienkonzentrationen.
7. Nebenprozesse
- Kühl- und Heizkreisläufe:
- Abwässer aus den Kühlkreisläufen enthalten oft mineralische Rückstände oder Biofouling.
- Heizkreisläufe können Ablagerungen oder chemische Rückstände aus Korrosionsschutzmitteln aufweisen.
Zusammensetzung des Abwassers
Brauereiabwasser stammt aus unterschiedlichen Prozessstufen wie Würzherstellung, Gärung, Abfüllung und Reinigungsprozessen. Typische Eigenschaften sind:
- Hoher CSB (Chemischer Sauerstoffbedarf): 2.000–5.000 mg/L, hauptsächlich durch organische Stoffe wie Zucker, Stärke und Alkohol.
- Schwankende Abwassermengen und -zusammensetzungen: Variabel durch Reinigungsintervalle und Chargenproduktion.
- Hoher Anteil an Feststoffen: Treberreste, Hefe und Filtrationsrückstände.
- Reinigungsmittel: Tenside, Laugen und Säuren aus CIP (Clean-in-Place)-Systemen.
Abwasserbehandlung mit Biogasanlagen
Biogasanlagen sind eine effektive Lösung zur Behandlung des hoch organisch belasteten Brauereiabwassers. Sie bieten nicht nur eine Reduktion der organischen Stoffe, sondern auch eine nachhaltige Möglichkeit der Energiegewinnung.
Funktionsweise der Biogasanlagen
- Anaerobe Prozesse:
- Mikroorganismen zersetzen organische Stoffe unter Sauerstoffausschluss.
- Endprodukte: Biogas (Methan und CO₂) und stabilisierter Schlamm.
- Verfahren:
- UASB-Reaktoren (Upflow Anaerobic Sludge Blanket):
- Geeignet für kontinuierliche Ströme mit hohem CSB.
- Aufbau von Granulen, die eine hohe biologische Aktivität gewährleisten.
- UASB-Reaktoren (Upflow Anaerobic Sludge Blanket):
Vorteile von Biogasanlagen
- Energieerzeugung:
- Das Methan aus dem Biogas kann in Blockheizkraftwerken (BHKW) zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden.
- Dezentrale Energieversorgung für die Brauerei.
- Reduktion des CSB: > 90 %.
- Kosteneinsparungen: Senkung der Abfallentsorgungskosten und Reduktion der Energiekosten.
Herausforderungen
- Vorbehandlung: Entfernung von Feststoffen wie Treber und Hefe, um eine Überlastung der Anlage zu vermeiden.
- Betriebsstabilität: Notwendigkeit einer gleichmäßigen Beschickung, um Schockbelastungen zu vermeiden.
Foto: Unsere Biogasanlage ALMA BHU GMR zur Behandlung von Abwässern aus der Lebensmittelindustrie
Neutralisationsanlagen: pH-Wert-Kontrolle
Neutralisationsanlagen spielen eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Brauereiabwasser, insbesondere aufgrund der pH-Wert-Schwankungen, die durch Reinigungsprozesse entstehen.
Komponenten und Funktionsweise
- Misch- und Ausgleichsbehälter:
- Sichern eine homogene Durchmischung und gleichen hydraulische und chemische Schwankungen aus.
- Dosiersysteme:
- Fügen gezielt Säuren (z. B. Schwefelsäure) oder Laugen (z. B. Natronlauge) hinzu, um den pH-Wert auf einen neutralen Bereich (6,5–8,5) einzustellen.
- Automatisierung:
- Sensoren überwachen kontinuierlich den pH-Wert, und Steuerungssysteme regeln die Chemikalienzugabe präzise.
Vorteile der Neutralisation
- Schutz nachfolgender Stufen: Biogasanlagen und Biofiltrationsanlagen arbeiten effizienter bei stabilen pH-Bedingungen.
- Gesetzeskonformität: Der pH-Wert des Abwassers wird innerhalb der Einleitgrenzwerte gehalten.
Foto: Unsere Neutralisationsanlage ALMA Neutra mit Misch- und Ausgleichsbehälter und automatischer pH-Wert Regelung
Wasserrecycling von Brüdenkondensaten mittels Biofiltration und Umkehrosmose
Brüdenkondensate in der Brauerei
Brüdenkondensate entstehen hauptsächlich bei der Verdampfung von Wasser während des Würzekochens. Diese kondensierten Dämpfe sind eine potenzielle Quelle für Wasserrecycling, enthalten jedoch organische Stoffe und flüchtige Verbindungen, die behandelt werden müssen.
Biofiltration als Vorbehandlung
Biofiltration ist eine effektive Methode zur Reduktion von organischen Stoffen und zur Vorbereitung auf nachgeschaltete Membranverfahren.
- Funktionsweise:
- Biofiltrationsanlagen verwenden ein Trägermaterial (z. B. Sand, Aktivkohle), das mit bioaktiven Mikroorganismen besiedelt ist.
- Die Mikroorganismen bauen organische Verbindungen ab und reduzieren den CSB und BSB.
- Anwendung:
- Entfernung flüchtiger organischer Verbindungen (z. B. Alkohole) und biologisch abbaubarer Substanzen.
- Schutz der nachfolgenden Umkehrosmoseanlagen vor Fouling.
- Vorteile:
- Chemikalienfreier Prozess.
- Reduktion des Betriebsaufwands für nachfolgende Stufen.
Foto: Unsere Biofiltrationsanlage ALMA BioFil Compact zur Behandlung von Brüdenkondensaten
Umkehrosmose für Reinigungswasser
Nach der Biofiltration wird das Wasser mit Umkehrosmose weiter aufbereitet, um gelöste Stoffe und Mikroverunreinigungen zu entfernen.
- Funktionsweise:
- Das Wasser wird unter hohem Druck durch eine semipermeable Membran gepresst.
- Rückhaltung von Salzen, organischen Stoffen und Verunreinigungen.
- Anwendung:
- Herstellung von Wasser für den Reinigungs- und Produktionsprozesse.
- Kreislaufführung des recycelten Wassers, um den Frischwasserbedarf zu reduzieren.
- Vorteile:
- Hohe Rückhalteraten für gelöste Stoffe.
- Wasser mit sehr niedriger Leitfähigkeit (< 10 µS/cm).
- Reduktion der Betriebskosten durch Wasserwiederverwendung.
Foto: Unsere Umkehrosmoseanlage ALMA OSMO für das betriebsinterne Wasserrecycling
Fazit
Die Behandlung von Brauereiabwasser erfordert eine Kombination aus energieeffizienten und ressourcenschonenden Technologien. Biogasanlagen bieten eine ideale Lösung zur Reduktion des CSB und zur Energiegewinnung aus organischen Belastungen. Ergänzend ermöglichen Biofiltration und Umkehrosmose ein effektives Wasserrecycling, insbesondere von Brüdenkondensaten, und tragen zur Reduktion des Frischwasserverbrauchs bei. Diese Technologien unterstützen nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern fördern auch die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in der Brauereiindustrie.
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