Fällmittel sind Chemikalien, die in der industriellen Abwasserbehandlung eingesetzt werden, um gelöste Stoffe in unlösliche Partikel umzuwandeln. Dieser Prozess, bekannt als Fällung, ist entscheidend für die Entfernung von Verunreinigungen wie Schwermetallen, Phosphaten und organischen Substanzen aus Abwässern. Durch die Zugabe von Fällmitteln werden gelöste Stoffe in feststoffartige Verbindungen überführt, die sich anschließend in CP-Anlagen oder Flotationsanlagen leicht abtrennen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Technische Hintergründe der Fällmittel
Die Wirksamkeit eines Fällmittels hängt von seiner chemischen Reaktion mit den spezifischen Ionen oder Verbindungen im Abwasser ab. Fällmittel reagieren mit den gelösten Stoffen und bilden schwerlösliche Salze oder Hydroxide, die aus dem Wasser entfernt werden können. Der Prozess wird durch die pH-Einstellung gesteuert, da die Löslichkeit der Verbindungen vom pH-Wert abhängig ist. Die präzise Kontrolle des pH-Werts und die Dosierung des Fällmittels sind entscheidend, um eine effektive Fällung und minimale Restkonzentrationen der gelösten Stoffe zu erreichen.
Arten von Fällmitteln und deren Anwendungen
Metallbasierte Fällmittel
- Eisen(III)-chlorid und Eisen(III)-sulfat: Diese Fällmittel sind weit verbreitet und reagieren mit den zu entfernenden Stoffen im Abwasser, insbesondere mit Phosphaten, um unlösliche Verbindungen zu bilden. Eisenbasierte Fällmittel eignen sich hervorragend für die Phosphatelimination in der Abwasserbehandlung und sind aufgrund ihrer Verfügbarkeit und Wirksamkeit besonders beliebt.
- Aluminiumsulfat (Alaun): Auch bekannt als Alaun, wird Aluminiumsulfat in der Abwasserbehandlung zur Fällung von Phosphaten und anderen Verunreinigungen verwendet. Es bildet durch eine Reaktion mit Phosphaten und anderen Ionen unlösliche Aluminiumphosphate, die sich als Schlamm absetzen. Diese Fällmittel sind besonders effizient in Anwendungen, bei denen eine zusätzliche Flockung erwünscht ist, da die Aluminiumionen zusätzlich als Flockungsmittel fungieren.
- Calciumhydroxid (Kalkmilch): Kalkmilch wird zur Fällung von Phosphaten, Fluoriden und Schwermetallen eingesetzt. Calciumionen reagieren mit diesen Verbindungen, um schwerlösliche Calciumverbindungen zu bilden. Eine typische Anwendung ist die Behandlung von phosphathaltigen Abwässern in der Lebensmittelindustrie, um die Nährstoffkonzentrationen zu reduzieren.
Sulfidbasierte Fällmittel
- Natriumsulfid und Natriumhydrogensulfid: Diese Verbindungen werden hauptsächlich zur Fällung von Schwermetallen eingesetzt, die schwerlösliche Sulfide bilden, wie Blei, Cadmium und Kupfer. Sulfidbasierte Fällmittel bieten eine besonders starke Bindung und Stabilität, wodurch sie eine wirksame Lösung für die Behandlung von Schwermetallabfällen darstellen.
- Organosulfide: Organische Sulfide wie TMT 15 (Trimercapto-s-triazin) werden zur selektiven Fällung von Schwermetallen, insbesondere Quecksilber und Arsen, verwendet. Organosulfide binden sehr stabil an Schwermetalle und werden häufig in Industrien eingesetzt, in denen toxische Metalle sicher und dauerhaft entfernt werden müssen.
Fällmittel für spezifische Anwendungen
- Calciumchlorid: Diese Verbindung wird häufig in der chemischen Industrie verwendet, um Fluoride und Phosphate zu fällen. Calciumchlorid ist besonders nützlich in Fällen, in denen Calcium-basierte Fällungen bevorzugt werden, da es schnell reagiert und Calciumverbindungen bildet, die stabil und schwerlöslich sind.
- Magnesiumhydroxid: Magnesiumhydroxid wird gelegentlich als Fällmittel in Anwendungen eingesetzt, die eine zusätzliche pH-Pufferung benötigen. Es bildet schwerlösliche Magnesiumverbindungen und hilft gleichzeitig, den pH-Wert stabil zu halten. Magnesiumhydroxid ist ideal für die Abwasserbehandlung in Branchen, die schwach saure Abwässer erzeugen.
Foto: CP-Anlage ALMA CHEM MCW mit Dosierstation für Eisen(III)-Chlorid und Calciumhydroxid
Anwendung der Fällmittel in der Praxis
Schwermetallentfernung:
- Fällmittel wie Natriumsulfid, TMT 15 und Eisenverbindungen werden häufig zur Entfernung von Schwermetallen eingesetzt. Diese Chemikalien reagieren mit Metallionen und bilden schwerlösliche Verbindungen, die in CP-Anlagen oder Flotationsanlagen aus dem Abwasser entfernt werden können. Dies ist besonders wichtig in der Galvanik- und Metallverarbeitung, wo hohe Konzentrationen an Kupfer, Zink und Nickel sicher entfernt werden müssen.
Phosphatelimination:
- Fällmittel wie Eisen(III)-chlorid, Aluminiumsulfat und Calciumhydroxid werden häufig in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie eingesetzt, um Phosphate zu binden und als Schlamm aus dem Wasser zu entfernen. Diese Fällung ist entscheidend, um die Phosphatbelastung zu reduzieren und Eutrophierung in den Gewässern zu vermeiden.
Fluoridentfernung:
- Calcium- und Magnesiumverbindungen werden zur Fällung von Fluoriden in Abwässern verwendet. Durch die Zugabe dieser Fällmittel werden Fluoride als schwerlösliche Calcium- und Magnesiumfluoride ausgefällt. Diese Technik wird häufig in der chemischen Industrie und in der Glasverarbeitung eingesetzt.
Organische Verunreinigungen:
- In Kombination mit Flockungsmitteln können Fällmittel auch organische Verunreinigungen reduzieren. Diese Anwendung ist vor allem in der Lebensmittel- und Zellstoffindustrie verbreitet, wo organische Stoffe durch Fällung und anschließende Flockung effektiv entfernt werden.
Vorteile und Herausforderungen bei der Anwendung von Fällmitteln
Vorteile:
- Fällmittel bieten eine schnelle und effektive Möglichkeit, gelöste Stoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Sie sind vielseitig einsetzbar und lassen sich an spezifische Abwasserzusammensetzungen anpassen.
- Durch die gezielte Wahl des Fällmittels kann eine hohe Effizienz bei der Entfernung spezifischer Verbindungen erzielt werden, wie etwa bei der Phosphat- oder Schwermetallfällung.
- Sie sind leicht in bestehende CP-Anlagen integrierbar und können zusammen mit Flockungsmitteln für eine noch bessere Abscheidung der Feststoffe sorgen.
Herausforderungen:
- Eine präzise Dosierung und pH-Steuerung sind entscheidend, um eine effektive Fällung zu gewährleisten und eine Überdosierung zu vermeiden, die zu erhöhten Chemikalienkosten und mehr Schlamm führt.
- Die Entsorgung des entstehenden Schlamms stellt eine Herausforderung dar, insbesondere wenn dieser Schwermetalle oder andere toxische Stoffe enthält. Eine angemessene Entsorgung oder Behandlung ist daher unerlässlich, um Umweltschutzbestimmungen einzuhalten.
Foto: Dosiertechnik für Fällmittel und Flockungshilfsmittel verbaut im Technikraumcontainer ALMA Modul
ALMA AQUA Abwasser
Als Spezialist für Abwasserbehandlung bietet ALMAWATECH mit der Produktlinie ALMA AQUA Abwasser ein umfassendes Sortiment an hochwertigen Fällmitteln für industrielle Anwendungen. Unser Portfolio umfasst alle der oben beschriebenen Fällmittel – von eisen- und aluminiumbasierten Produkten über sulfidische Fällmittel bis hin zu speziellen Mischungen, die unterschiedliche Fällmittel kombinieren, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Um die Effizienz der Behandlung zu maximieren, untersuchen wir Kundenabwässer in unserem Labor, um das am besten geeignete Fällmittel oder die perfekte Mischung für die jeweilige Abwasserzusammensetzung zu identifizieren. Diese maßgeschneiderte Herangehensweise garantiert unseren Kunden eine hohe Abscheideleistung und reduziert die Betriebskosten langfristig.
Foto: ALMA AQUA Abwasser, senden Sie uns Ihr Abwasser und wir finden das optimale Fällmittel für Sie heraus
Fazit
Fällmittel sind essenzielle Komponenten in der industriellen Abwasserbehandlung. Sie ermöglichen die Entfernung einer Vielzahl von Schadstoffen durch gezielte chemische Reaktionen und tragen maßgeblich zur Erfüllung gesetzlicher Grenzwerte und zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Die Auswahl des geeigneten Fällmittels hängt von der spezifischen Zusammensetzung des Abwassers und den angestrebten Reinigungszielen ab. Fällungsanlagen sind häufig mit zusätzlichen Technologien wie Flockung, Sedimentation, Flotation oder Filtration kombiniert, um eine maximale Effizienz der Abwasserbehandlung zu gewährleisten.
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