Ein Indirekteinleiter ist ein Betrieb, der sein Abwasser nicht direkt in ein Gewässer, sondern über die öffentliche Kanalisation in eine kommunale oder industrielle Kläranlage einleitet. Die rechtliche Grundlage bilden das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und die Abwasserverordnung (AbwV). Indirekteinleiter müssen spezifische Anforderungen erfüllen, um sicherzustellen, dass ihr Abwasser die Funktionsfähigkeit der Kläranlage nicht beeinträchtigt und die Gewässer nach der Klärung nicht gefährdet.

Technische Hintergründe
Indirekteinleiter stehen vor der Herausforderung, Schadstoffe im Abwasser so weit zu reduzieren, dass sie die Reinigungsleistung der nachgeschalteten Kläranlage nicht überfordern. Abwasser aus industriellen Prozessen kann zahlreiche problematische Bestandteile enthalten, wie z. B.:

  • Schwermetalle: Aus der Metallverarbeitung oder Galvanik.
  • Organische Verbindungen: Aus der chemischen oder pharmazeutischen Industrie.
  • Fette und Öle: Besonders in der Lebensmittelindustrie relevant.
  • Toxische Chemikalien: Können die biologischen Prozesse in Kläranlagen hemmen oder zerstören.

Abwasserbehandlungsverfahren für Indirekteinleiter

Indirekteinleiter benötigen hochentwickelte Abwasserbehandlungssysteme, um die strengen Einleitgrenzwerte zu erfüllen. Zu den gängigen Verfahren gehören:

1. Biologische Abwasserbehandlung

Verfahren wie das Belebtschlammverfahren oder Biogasanlagen nutzen Mikroorganismen, um organische Verbindungen und Schadstoffe biologisch abzubauen. Insbesondere für Abwässer aus der Lebensmittelindustrie ist dies eine effektive Methode zur Reduktion von CSB und BSB.

Biogasgewinnung in der Gemüseverarbeitung durch den ALMA BHU GMR

Foto: Beispiel einer anaeroben biologischen Abwasserbehandlungsanlage zur Erzeugung von Biogas (ALMA BHU GMR

2. CP-Anlagen

CP-Anlagen (chemisch-physikalische Anlagen) wie die ALMA CHEM MCW setzen auf Prozesse wie Fällung, Neutralisation und Oxidation, um schwer abbaubare oder toxische Stoffe, darunter Schwermetalle oder AOX, zu entfernen.

CP-Anlage zur Fällung und Flockung von Schwermetallen, AOX und Kohlenwasserstoffen von ALMAWATECH.

Foto: Beispiel einer CP-Anlage zur Entfernung von Schwermetallen, Cyanid, AOX und Kohlenwasserstoffen (ALMA CHEM MCW)

3. Flotationsverfahren

Druckentspannungsflotationsanlagen (DAF), wie die ALMA NeoDAF, werden zur Entfernung von Fetten, Ölen und Schwebstoffen eingesetzt. Sie sind besonders effektiv in der Lebensmittelindustrie und der Metallverarbeitung, um lipophile und organische Verbindungen zu reduzieren.

Foto: Unsere Flotationsanlage ALMA NeoDAF zur Vorbehandlung von hochbelasteten Abwasserströmen

4. Neutralisationsanlagen

Je nach Abwasserzusammensetzung ist eine Neutralisation erforderlich, um den pH-Wert des Abwassers zu stabilisieren. Dies kann durch den Einsatz von Säuren, Laugen oder durch innovative Verfahren wie die CO₂-Neutralisation mit Rauchgas geschehen.

Neutralisationsanlage als Durchlaufanlage mit Misch- und Ausgleichbehälter

Foto: Beispiel einer Neutralisationsanlage in Containerbauweise (ALMA Neutra)

Beispielhafte Branchen und Abwasserherkunft

  1. Lebensmittelindustrie
    Enthält organische Belastungen wie Fette und Proteine. Hier sind Fettabscheider und biologische Verfahren häufig im Einsatz.

  2. Chemische Industrie
    Produziert komplexe Abwässer mit toxischen organischen und anorganischen Stoffen. Eine chemisch-physikalische Vorbehandlung ist essenziell.

  3. Metallverarbeitung und Galvanik
    Abwasser mit Schwermetallbelastungen erfordert Neutralisation und Fällung.

  4. Textilindustrie
    Hohe Konzentrationen an Farbstoffen und Tensiden verlangen nach Adsorptionsverfahren und Membrantechnologien.

Grenzwerte und Überwachung

Die Einleitung in die Kanalisation ist an strenge Grenzwerte gebunden. Typische Parameter, die überwacht werden, sind:

  • CSB (Chemischer Sauerstoffbedarf): Maß für organische Verbindungen.
  • Schwermetalle wie Zink, Kupfer und Nickel.
  • pH-Wert: Muss im neutralen Bereich liegen.
  • AOX (Adsorbierbare organische Halogenverbindungen).

Überwachung und Nachweisführung

Indirekteinleiter müssen kontinuierlich die Qualität ihres Abwassers überwachen und dokumentieren. Moderne Anlagen bieten Fernwartung und Online-Monitoring, um Echtzeitdaten zu erfassen und potenzielle Überschreitungen frühzeitig zu erkennen.

Betriebsführungs- und Wartungsunterstützung

ALMAWATECH bietet umfassende Betriebsführungsleistungen, einschließlich der Überwachung von Abwasserparametern und der Optimierung der Vorbehandlung. Über unser Fernwartungssystem ermöglichen wir eine kontinuierliche Kontrolle und helfen bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Mehr Informationen finden Sie unter Betriebsmanagement.

Fazit

Indirekteinleiter tragen eine entscheidende Verantwortung für den Schutz der Kläranlagen und der Umwelt. Durch den Einsatz moderner Technologien und die kontinuierliche Überwachung können sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und die Effizienz ihrer Prozesse steigern. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und nachhaltigen Abwasserbewirtschaftung.

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