Die Nachklärung ist ein zentraler Prozessschritt in der Abwasserbehandlung, der vor allem in biologischen Kläranlagen eine Schlüsselrolle spielt. Sie dient der Abtrennung von Biomasse, Schwebstoffen und Partikeln, die während der biologischen Reinigung nicht entfernt wurden. Neben ihrer Bedeutung für die Effizienz der Kläranlage hat die Nachklärung entscheidenden Einfluss auf die Einhaltung gesetzlicher Einleitgrenzwerte und die Wasserqualität. Darüber hinaus ermöglicht sie die Rückführung von Biomasse in den biologischen Prozess und trägt so zur Stabilität und Effizienz der biologischen Behandlung bei.

Dieser Beitrag erläutert die technischen Grundlagen, die Funktionsweise sowie die Herausforderungen und Lösungen bei der Nachklärung, insbesondere in industriellen Anlagen.

Ziele der Nachklärung

Die Nachklärung verfolgt mehrere zentrale Ziele, die je nach Anwendung variieren können:

  1. Abtrennung von Feststoffen:

    • Entfernung von suspendierten Feststoffen (SS) und Biomasse aus dem Abwasser.
    • Sicherstellung einer klaren Ablaufqualität.
  2. Rückführung von Biomasse:

    • Rückführung von Belebtschlamm in die biologische Reinigungsstufe (Rezirkulation).
    • Stabilisierung und Optimierung der biologischen Prozesse.
  3. Einleitung in die Umwelt:

    • Reduktion der Feststoffbelastung im Ablauf zur Einhaltung gesetzlicher Einleitgrenzwerte.
  4. Schlammaustrag:

    • Entnahme von Überschussschlamm aus dem Kreislauf zur weiteren Behandlung.

Technische Grundlagen der Nachklärung

Die Nachklärung basiert auf physikalischen Prinzipien, vor allem der Sedimentation, bei der sich Feststoffe aufgrund der Schwerkraft absetzen. Eine effiziente Nachklärung erfordert eine genaue Abstimmung zwischen hydraulischer Belastung, Schlammqualität und Anlagengeometrie.

Schlüsselfaktoren:

  1. Sedimentationsgeschwindigkeit:

    • Abhängig von der Partikelgröße, der Dichte und den Strömungsbedingungen im Klärbecken.
  2. Hydraulische Verweilzeit:

    • Ausreichende Zeit ist notwendig, damit sich die Feststoffe setzen können.
  3. Schlammvolumenindex (SVI):

    • Beschreibt die Absetzbarkeit des Schlamms. Werte zwischen 80 und 150 ml/g gelten als optimal.
  4. Kompaktierung des Schlamms:

    • Effektive Trennung von Wasser und Feststoffen im abgesetzten Schlamm.

Typen von Nachkläranlagen

Je nach Anlagentyp und Abwasserzusammensetzung kommen verschiedene Nachklärsysteme zum Einsatz:

1. Rundklärbecken

  • Aufbau:

    • Zentrales Einlaufbauwerk zur gleichmäßigen Verteilung des Abwassers.
    • Trichterförmige Geometrie, die eine Sedimentation der Feststoffe ermöglicht.
  • Funktionsweise:

    • Wasser strömt radial von innen nach außen.
    • Feststoffe setzen sich am Boden ab und werden durch Räumer in den Schlammtrichter befördert.
  • Anwendung:

    • Häufig in kommunalen Kläranlagen und großen industriellen Anlagen.
Sedimentationsbecken als Rundbecken in Betonbauweise ausgeführt mit speziellem Räumersystem

Foto: Unser Nachklärbecken mit Rundräumer als Teil unserer biologischen Behandlungsanlage ALMA BHU BIO

2. Rechteckklärbecken

  • Aufbau:

    • Lineare Geometrie mit seitlichen oder zentralen Schlammräumern.
  • Funktionsweise:

    • Wasser strömt von einem Ende zum anderen.
    • Feststoffe setzen sich am Boden ab und werden durch Räumer gesammelt.
  • Anwendung:

    • Platzsparende Alternative zu Rundklärbecken, besonders bei industriellen Anlagen.

3. Lamellenklärer

  • Aufbau:

    • Besteht aus geneigten Lamellen, die die effektive Sedimentationsfläche vergrößern.
  • Funktionsweise:

    • Wasser strömt durch die Lamellenpakete, wodurch die Sedimentation beschleunigt wird.
  • Anwendung:

    • Kompakte Nachklärsysteme für begrenzte Platzverhältnisse oder hochbelastete Abwässer.

4. Flotationsanlagen (bei leichten Partikeln)

  • Aufbau:

  • Funktionsweise:

    • Partikel werden durch Gasblasen an die Oberfläche getragen und abgeschöpft.
  • Anwendung:

    • Für Abwässer mit schwer sedimentierbaren oder leichten Partikeln.

Herausforderungen in der Nachklärung

Die Nachklärung ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Häufige Probleme und mögliche Lösungen umfassen:

1. Schlammauftrieb (Bulking):

  • Ursache:

    • Übermäßige Gasbildung durch den biologischen Abbau (z. B. Stickstofffreisetzung bei Denitrifikation).
    • Filamentöse Mikroorganismen, die die Schlammabsetzbarkeit beeinträchtigen.
  • Lösung:

    • Optimierung der Belüftung und Rücklaufschlammführung.
    • Einsatz von Bioziden oder Schlammseparationstechnologien.

2. Überlastung der Nachklärung:

  • Ursache:

    • Hohe hydraulische Belastung, z. B. durch Regenwasser oder Produktionsspitzen.
  • Lösung:

    • Einsatz von Puffer- und Ausgleichsbehältern.
    • Reduktion der Zuflussrate durch gezielte Prozesssteuerung.

3. Unzureichende Feststoffabtrennung:

  • Ursache:

    • Ungünstige Strömungsverhältnisse oder unzureichende Schlammkompaktierung.
  • Lösung:

    • Optimierung der Beckenhydraulik durch Strömungssimulationen.
    • Verwendung von Flockungshilfsmitteln zur Verbesserung der Absetzeigenschaften.

Nachklärung als Teil integrierter Systeme

Die Nachklärung ist oft in ein umfassendes System zur Abwasserbehandlung eingebunden. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei der Kopplung biologischer und physikalischer Prozesse.

  1. Rückführung des Belebtschlamms:

    • Der abgesetzte Schlamm wird zurück in das Belebungsbecken geführt, um die biologische Aktivität zu stabilisieren.
  2. Entnahme von Überschussschlamm:

    • Überschüssiger Schlamm wird zur Schlammentwässerung und -verwertung abgeleitet.
  3. Polishing-Schritte:

    • Nach der Nachklärung kann ein Polishing-Schritt (z. B. Filtration, Aktivkohle) notwendig sein, um Feinpartikel oder Spurenstoffe zu entfernen.
Rundbecken zur Sedimentation und Schlammbehälter einer kommunalen Kläranlage

Foto: Unsere Nachklärbecken als Rundklärbecken ausgeführt mit Biomasserückführung in unsere anaerobe Biogasanlage ALMA BHU GMR

Fazit

Die Nachklärung ist ein unverzichtbarer Schritt in der industriellen Abwasserbehandlung, der die Qualität des gereinigten Wassers sicherstellt und die Effizienz der biologischen Prozesse optimiert. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Lamellenklärern, Rundklärbecken und Flotationsanlagen können selbst komplexe Abwässer effektiv behandelt werden. Eine sorgfältige Prozesssteuerung und kontinuierliche Optimierung sind entscheidend, um Betriebskosten zu senken und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu gewährleisten. Die Nachklärung ist somit nicht nur ein technischer, sondern auch ein wirtschaftlicher und ökologischer Schlüsselprozess in der industriellen Wasserwirtschaft.

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