Die organische Belastung beschreibt die Menge organischer Stoffe in Wasser oder Abwasser, die biologisch abgebaut oder oxidiert werden können. Diese Stoffe stammen häufig aus natürlichen Quellen wie pflanzlichem Material, tierischen Abfällen oder mikrobiellen Aktivitäten, aber auch aus anthropogenen Quellen wie industriellen Abwässern, Lebensmittelverarbeitung oder chemischer Produktion. Organische Belastungen stellen eine erhebliche Herausforderung für die Wasseraufbereitung dar, da sie nicht nur die Effizienz der Aufbereitungssysteme beeinflussen, sondern auch Umwelt- und Gesundheitsrisiken darstellen können.
In diesem Beitrag werden die technischen und chemischen Hintergründe organischer Belastungen erläutert, die Herausforderungen bei ihrer Behandlung beschrieben und bewährte Verfahren zur effektiven Entfernung in der Praxis vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Definition und Messgrößen
Die organische Belastung wird üblicherweise durch folgende Parameter beschrieben:
1. Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)
- Definition: Die Menge an Sauerstoff, die benötigt wird, um organische Stoffe in Wasser chemisch zu oxidieren.
- Einheit: mg O₂/l.
- Bedeutung: Misst die Gesamtbelastung, einschließlich schwer abbaubarer Verbindungen.
2. Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB)
- Definition: Die Sauerstoffmenge, die Mikroorganismen zur biologischen Oxidation organischer Substanzen benötigen.
- Einheit: mg O₂/l, gemessen typischerweise über 5 Tage (BSB5).
- Bedeutung: Zeigt die biologisch abbaubaren organischen Stoffe an.
3. Gesamter organischer Kohlenstoff (TOC)
- Definition: Die Menge an Kohlenstoff in organischen Verbindungen, gemessen direkt im Wasser.
- Einheit: mg C/l.
- Bedeutung: Universeller Indikator für organische Belastung.
4. Flüchtige organische Verbindungen (VOC)
- Definition: Organische Stoffe mit hoher Flüchtigkeit, die oft toxisch oder umweltschädlich sind.
- Beispiele: Lösungsmittel, Benzol, Toluol.
Quellen organischer Belastung
Organische Belastungen können aus einer Vielzahl von Quellen stammen:
1. Industrielle Abwässer
- Lebensmittelindustrie: Fett, Stärke, Proteine, Zucker.
- Chemische Industrie: Lösungsmittel, organische Säuren, Kunststoffe.
- Pharmazeutische Industrie: Rückstände von Wirkstoffen, Reaktionslösungen.
2. Kommunale Abwässer
- Organische Stoffe aus Haushalten, einschließlich Fäkalien, Reinigungsmitteln und organischen Abfällen.
3. Landwirtschaft
- Einträge von Düngemitteln, Pestiziden, organischen Substraten aus Tierhaltung oder Ernteabfällen.
4. Natürliche Einträge
- Huminsäuren, Lignin und andere natürliche organische Stoffe aus der Zersetzung von Pflanzenmaterial.
Foto: Unser biologischen Belebtschlammanlage ALMA BHU BIO
Verfahren zur Behandlung organischer Belastungen
Die Wahl des richtigen Verfahrens hängt von der Art der Belastung und den spezifischen Anforderungen ab.
1. Biologische Verfahren
Biologische Verfahren nutzen Mikroorganismen, um organische Stoffe abzubauen.
- Beispiele: Belebtschlammverfahren, Tropfkörper, Membranbioreaktoren (MBR).
- Einsatz: Abbau biologisch leicht abbaubarer Verbindungen.
- Vorteil: Kosteneffizient, erzeugt Biomasse (Klärschlamm) als Nebenprodukt.
- Beispiele: UASB-Reaktoren, EGSB-Reaktoren.
- Einsatz: Behandlung stark belasteter Abwässer, gekoppelt mit Biogasproduktion.
- Vorteil: Energiegewinnung durch Biogas.
Foto: Unsere Biogasanlage ALMA BHU GMR mit Nachklärung, Biomasserückführung und aerober Nachbehandlung
2. Physikalisch-chemische Verfahren
Diese Verfahren ergänzen oder ersetzen biologische Prozesse bei schwer abbaubaren Stoffen.
- Entfernung kolloidaler organischer Stoffe durch Zugabe von Fällungsmitteln.
- Adsorption von gelösten organischen Verbindungen.
- Ultrafiltration (UF): Entfernt partikuläre und kolloidale organische Stoffe.
- Umkehrosmose (RO): Reduziert gelöste organische Belastungen, einschließlich VOCs.
- Ozonierung: Oxidiert organische Stoffe, reduziert Geruch und Farbe.
- UV-Oxidation: Abbau von organischen Mikroschadstoffen.
Foto: Unsere Flotationsanlage ALMA NeoDAF mit Fällung und Flockung zur Reduzierung organischen Verbindungen
Herausforderungen bei der Behandlung organischer Belastungen
Die Behandlung organischer Belastungen stellt technische und betriebliche Herausforderungen dar:
Vielfalt der organischen Verbindungen:
- Von leicht abbaubaren Zuckern bis hin zu komplexen, schwer abbaubaren Verbindungen wie Phenolen oder aromatischen Kohlenwasserstoffen.
Einfluss auf biologische Systeme:
- Hohe organische Belastungen können biologische Kläranlagen überlasten, zu Sauerstoffmangel führen oder toxische Effekte auf Mikroorganismen ausüben.
Bildung von Biofouling:
- Organische Stoffe fördern das Wachstum von Biofilmen, die Anlagen wie Membransysteme verstopfen können.
Regulatorische Anforderungen:
- Einhaltung von Grenzwerten für CSB, TOC und VOC, um Umweltverschmutzung zu vermeiden.
Fazit
Die Behandlung organischer Belastungen ist eine der zentralen Aufgaben in der industriellen Wasser- und Abwasseraufbereitung. Die richtige Kombination aus biologischen und physikalisch-chemischen Verfahren ermöglicht nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch die effiziente Nutzung von Ressourcen durch Wasserrecycling und Energiegewinnung. Mit innovativen Technologien und maßgeschneiderten Lösungen kann die Wasseraufbereitung an die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Industrie angepasst werden, um nachhaltige und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen.
Für weiter Informationen zu unseren Produkten können Sie uns gerne jederzeit kontaktieren!