Die Oxidationsanlage ist eine wesentliche Komponente in der Wasser- und Abwasseraufbereitung. Sie dient der gezielten Entfernung organischer und anorganischer Schadstoffe durch chemische oder physikalisch-chemische Oxidationsprozesse. Solche Anlagen finden breite Anwendung in der industriellen Wassertechnik, insbesondere bei der Behandlung von belasteten Abwässern, der Reduktion von Mikroschadstoffen, der Entfernung von Gerüchen und der Desinfektion.

In diesem Beitrag wird eine detaillierte Beschreibung der Funktionsweise, der eingesetzten Technologien, der chemischen Hintergründe und der spezifischen Anwendungen von Oxidationsanlagen gegeben. Ergänzend werden die Herausforderungen bei der Planung und dem Betrieb sowie deren Lösungen vorgestellt.

Grundlagen der Oxidationsprozesse

Oxidationsprozesse basieren auf der chemischen Reaktion von Elektronendonatoren (Schadstoffe) mit Oxidationsmitteln, wobei die Schadstoffe in harmlosere Verbindungen umgewandelt werden. In Oxidationsanlagen kommen verschiedene Oxidationsmittel und Prozessvarianten zum Einsatz, die sich in ihrer Wirksamkeit und Zielsetzung unterscheiden.

Typische Oxidationsmittel:

  1. Ozon (O₃):

    • Starkes Oxidationsmittel zur Behandlung organischer Verbindungen und Desinfektion.
  2. Chlor (Cl₂):

    • Klassisches Oxidationsmittel für Desinfektions- und Entkeimungsprozesse.
  3. Wasserstoffperoxid (H₂O₂):

    • Hohe Oxidationskraft, häufig in Kombination mit UV-Licht oder Katalysatoren.
  4. Kaliumpermanganat (KMnO₄):

    • Einsatz zur Entfernung von Eisen, Mangan und Schwefelwasserstoff.
  5. UV-Licht:

    • Förderung der Radikalbildung in Kombination mit Oxidationsmitteln wie Ozon oder H₂O₂.

Aufbau und Komponenten einer Oxidationsanlage

Eine Oxidationsanlage besteht aus mehreren essenziellen Komponenten, die den Oxidationsprozess ermöglichen und optimieren. Der Aufbau variiert je nach eingesetztem Oxidationsverfahren.

1. Oxidationsmittel-Dosiersystem
  • Funktion: Präzise Dosierung von Oxidationsmitteln wie Ozon, Chlor oder Wasserstoffperoxid.
  • Technik:
    • Dosierpumpen für flüssige Oxidationsmittel.
    • Ozonisatoren zur Vor-Ort-Erzeugung von Ozon.
2. Reaktorkammer
  • Funktion: Bereitstellung der erforderlichen Kontaktzeit und Mischung zwischen Oxidationsmittel und zu behandelndem Medium.
  • Design:
    • Druckreaktoren: Für Prozesse, die unter hohem Druck ablaufen.
    • Kontaktbecken: Offene Systeme für großvolumige Anwendungen.
3. Mischsysteme
  • Technik:
    • Diffusoren, Venturi-Injektoren oder statische Mischer zur gleichmäßigen Verteilung des Oxidationsmittels.
4. Steuerungssystem
  • Funktion: Überwachung und Regelung von Dosierung, Durchfluss, Druck und Temperatur.
  • Technik:
    • Automatisierte Steuerung mit Sensorik (z. B. Redox- oder pH-Messgeräte).
5. Abgas- oder Nebenproduktbehandlung
  • Funktion: Entfernung oder Neutralisation von Nebenprodukten wie überschüssigem Ozon oder entstehenden Chlorverbindungen.
  • Technik:
    • Aktivkohlefilter für Gasbehandlung.
    • Neutralisationssysteme für Abwässer.

Funktionsweise und Varianten von Oxidationsanlagen

Die Funktionsweise einer Oxidationsanlage hängt stark vom gewählten Oxidationsverfahren ab. Im Folgenden werden die gängigsten Verfahren detailliert erläutert.

1. Ozonanlagen
  • Einsatz:
    • Mikroschadstoffentfernung, Desinfektion, Farbreduktion.
  • Mechanismus:
    • Direkte Oxidation durch Ozonmoleküle und indirekte Oxidation durch Hydroxylradikale (•OH).
2. UV/H₂O₂-Anlagen (UV-gestützte Oxidation)
  • Einsatz:
    • Abbau organischer Verbindungen wie Arzneimittelrückständen und Pestiziden.
  • Mechanismus:
    • UV-Strahlung aktiviert Wasserstoffperoxid zur Bildung von Hydroxylradikalen.
3. Chlor-Dosieranlagen
  • Einsatz:
    • Desinfektion, Oxidation von Eisen und Mangan.
  • Mechanismus:
    • Oxidation von Schadstoffen durch Hypochlorige Säure (HOCl).
Oxidationsanlage zur Ozonierung oder Behandlung nach dem Fenton-Verfahren

Foto: Unser Reaktor zu nasschemischen Oxidation ALMA BHU UXI mittels Ozon oder nach Fenton

Anwendungen von Oxidationsanlagen

Oxidationsanlagen sind in einer Vielzahl industrieller Anwendungen unerlässlich:

1. Industrielle Abwasserbehandlung
  • Beispiele:
    • Entfernung von CSB-belasteten organischen Schadstoffen.
    • Behandlung von toxischen Stoffen wie Cyaniden.
2. Trinkwasseraufbereitung
  • Beispiele:
    • Desinfektion und Entfernung von Eisen und Mangan.
    • Abbau von Geosmin und 2-MIB (Geschmacks- und Geruchsbildner).
3. Kühlwasserbehandlung
  • Beispiele:
    • Kontrolle von Biofouling durch Oxidation organischer Stoffe.
    • Oxidation von Schwefelwasserstoff, um Gerüche zu vermeiden.
4. Mikroschadstoffentfernung
  • Beispiele:
    • Behandlung von Abwässern aus der Pharma- und Chemieindustrie.
    • Entfernung von hormonaktiven Substanzen.

Herausforderungen und Optimierung

1. Korrosion

Oxidationsmittel wie Ozon und Chlor können Anlagenkomponenten angreifen.

  • Lösung: Verwendung ozon- und chlorbeständiger Materialien wie PTFE, PVDF oder Edelstahl V4A.
2. Nebenprodukte

Je nach Oxidationsmittel können Nebenprodukte entstehen, die weiter behandelt werden müssen.

  • Beispiele:
    • Bromatbildung bei Ozonbehandlung von bromidhaltigem Wasser.
    • Chlorierte organische Verbindungen bei Chloroxidation.
3. Energiebedarf

Oxidationsverfahren wie die Ozonerzeugung oder UV-Oxidation sind energieintensiv.

  • Lösung: Integration von Energieeffizienzmaßnahmen wie Wärmerückgewinnung.
Spurenstoffelimination und VE-Wasser Herstellung durch ALMA OXI UV

Foto: UV-Reaktor mit definiertem UV-Spektrum zu Bildung hochradikaler Hydroxylradikale der ALMA OXI UV

Fazit

Oxidationsanlagen sind eine unverzichtbare Technologie in der Wasser- und Abwasseraufbereitung. Mit ihrer Fähigkeit, hartnäckige Schadstoffe zu entfernen, tragen sie entscheidend zur Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte, zur Verbesserung der Wasserqualität und zur nachhaltigen Ressourcennutzung bei. Die Wahl des geeigneten Oxidationsverfahrens und die sorgfältige Planung der Anlagenkomponenten sind entscheidend für die Effektivität und Wirtschaftlichkeit. Moderne Entwicklungen wie die Integration energieeffizienter Technologien und die Optimierung der Dosierung eröffnen neue Möglichkeiten für den Einsatz in anspruchsvollen Anwendungen.

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