Die permeatgestufte Umkehrosmose (Permeate Staged Reverse Osmosis, PSRO) ist eine spezialisierte Weiterentwicklung der klassischen Umkehrosmoseanlage, die darauf abzielt, den Wassergewinnungsgrad zu maximieren und den Energieverbrauch zu optimieren. Dieses Verfahren findet vor allem in industriellen Anwendungen wie der Meerwasserentsalzung, der Abwasseraufbereitung und der Prozesswasserbehandlung Einsatz. In diesem Artikel werden die technischen Hintergründe, der Aufbau, die Vorteile sowie Herausforderungen und Lösungen der permeatgestuften Umkehrosmose detailliert beschrieben.

Technische Grundlagen

Funktionsprinzip der permeatgestuften Umkehrosmose

Im Unterschied zur klassischen Umkehrosmose wird bei der permeatgestuften Umkehrosmose das Permeat aus einer ersten Umkehrosmosestufe als Zulaufwasser für eine zweite Stufe genutzt. Dadurch kann die Wasserqualität des Permeats weiter verbessert oder spezifischen Anforderungen angepasst werden. Diese Stufung erlaubt:

  • Höhere Reinheit: Durch erneute Filtration des Permeats werden Rückstände an gelösten Stoffen nahezu vollständig entfernt.

  • Effiziente Ressourcennutzung: Das System nutzt Energie und Infrastruktur optimal, insbesondere in Anwendungen mit hohen Reinheitsanforderungen.

Hochdruck-Umkehrosmose für industrielle Anwendungen und Wasser-Recycling.

Foto: Unsere konzentratgestufe Umkehrosmoseanlage ALMA OSMO Process, installiert im Technikraumcontainer ALMA Modul

Aufbau einer permeatgestuften Umkehrosmoseanlage

Eine typische Anlage besteht aus:

  1. Erster Stufe: Klassische Umkehrosmose mit hoher Salzrückhalterate zur Reduktion der Hauptbelastung des Rohwassers.

  2. Zwischenaufbereitung: Optional, um das Permeat der ersten Stufe zu konditionieren (z. B. durch pH-Anpassung oder Feinfiltration).

  3. Zweiter Stufe: Verarbeitung des Permeats der ersten Stufe durch Membranen mit höherer Effizienz für spezifische Zielparameter.

Die Steuerung erfolgt über hochentwickelte Kontrollsysteme, die den Druck, die Flussrate und die Wasserqualität in Echtzeit überwachen.

Anwendungsbereiche

1. Halbleiter- und Elektronikindustrie
  • Herstellung von Reinstwasser (UPW): Für Produktionsprozesse, bei denen selbst geringste Verunreinigungen (wie Silikate, Bakterien oder organische Rückstände) zu Fehlfunktionen führen können.

2. Pharmazeutische Industrie
  • Herstellung von Wasser für Injektionszwecke (WFI): Die permeatgestufte Umkehrosmose bietet eine sichere und kosteneffiziente Alternative zu traditionellen Destillationsverfahren.

3. Kraftwerks- und Kesselspeisewasser
  • Erzeugung von ultrareinem Wasser: Zur Vermeidung von Kesselsteinbildung und Korrosion.

4. Meerwasserentsalzung
  • Produktion von Trinkwasser mit extrem niedriger Restsalzkonzentration für anspruchsvolle Anwendungen.

Umkehrosmoseanlage von ALMAWATECH zur Behandlung von Abwasser

Foto: Unsere Umkehrosmoseanlage zur Aufbereitung von Abwässern zur innerbetrieblichen Wiederverwendung (Water-ReUse)

Vorteile der permeatgestuften Umkehrosmose

1. Erhöhte Wasserreinheit
  • Doppelte Filtration sorgt für Permeat mit extrem niedrigen Leitfähigkeitswerten (< 0,1 µS/cm).

  • Reduziert spezifische Verunreinigungen wie Bor, Silikat oder TOC (Total Organic Carbon).

2. Energieeffizienz
  • Der Druckbedarf der zweiten Stufe ist geringer, da das Permeat der ersten Stufe bereits nahezu frei von Feststoffen und gelösten Salzen ist.

3. Flexibilität und Skalierbarkeit
  • Modularer Aufbau erlaubt Anpassungen an spezifische Anforderungen und einfache Erweiterung bei steigenden Kapazitätsbedarfen.

4. Kosteneinsparung
  • Reduzierter Chemikalienverbrauch in der Vor- und Nachbehandlung.

  • Geringere Belastung nachfolgender Aufbereitungsschritte wie Elektrodeionisation (EDI).

Herausforderungen in der Praxis

1. Zusätzliche Investitionskosten
  • Der Aufbau einer zweiten Stufe erfordert zusätzliche Membranen, Pumpen und Steuerungskomponenten.

2. Erweiterte Steuerungskomplexität
  • Die optimale Abstimmung beider Stufen erfordert präzise Überwachung und Steuerung, um Effizienzverluste zu vermeiden.

3. Scaling und Fouling
  • Organische und anorganische Verunreinigungen können die Membranen in der zweiten Stufe belasten. Dies erfordert eine hochentwickelte Vorbehandlung des Zulaufwassers.

4. Chemikalienmanagement
  • Trotz des geringeren Einsatzes von Chemikalien ist eine gezielte Dosierung für die pH-Anpassung und Antiscalant-Anwendung unerlässlich.

Umkehrosmoseanlage mit Enthärtung und Ultrafiltration als Vorbehandlung

Foto: Unsere Umkehrosmoseanlage zur Herstellung von VE-Wasser, inkl. Enthärtungsanlage

Praxisbeispiel: Einsatz einer permeatgestuften Umkehrosmoseanlage in der Halbleiterindustrie

Ein Hersteller von Halbleitern benötigt Wasser mit extrem hohen Reinheitsanforderungen für die Herstellung von z.B. Solarzellen.

Ausgangssituation
  • Rohwasser: Leitungswasser mit TDS von 300 mg/l und TOC von 2 mg/l.

  • Erforderliche Wasserqualität: TOC < 0,05 mg/l, Leitfähigkeit < 0,05 µS/cm.

Lösung
  1. Erste Stufe: Reduktion des TDS auf 10 mg/l und TOC auf 0,2 mg/l.

  2. Zweite Stufe: Weitere Entfernung von Spurenstoffen, Erreichen einer Leitfähigkeit von < 0,1 µS/cm.

  3. Nachbehandlung: Integration einer EDI-Anlage zur Endpolitur.

Ergebnisse
  • Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften und branchenspezifischen Standards.

  • Reduktion des Wasserverbrauchs um 30 % durch optimierte Kreislaufführung.

  • Kosteneinsparungen von 20 % im Vergleich zu alternativen Verfahren.

Fazit

Die permeatgestufte Umkehrosmose ist eine hochspezialisierte Technologie, die in Anwendungen mit extrem hohen Reinheitsanforderungen unverzichtbar ist. Sie bietet eine effektive Kombination aus Effizienz, Flexibilität und Ressourcenschonung. Trotz höherer Investitionskosten amortisieren sich diese Anlagen schnell durch Einsparungen bei Betriebskosten und eine verbesserte Prozesssicherheit.

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