Die Phosphatelimination ist ein zentraler Prozess in der industriellen Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung, der darauf abzielt, Phosphorverbindungen aus Wasser oder Abwasser zu entfernen. Phosphate sind essenzielle Nährstoffe für das Wachstum von Organismen, aber ein Übermaß an Phosphaten in natürlichen Gewässern führt zu einer Eutrophierung, die das ökologische Gleichgewicht stört. Die Phosphatelimination ist daher entscheidend, um Umweltbelastungen zu minimieren und gesetzliche Grenzwerte einzuhalten.

Bedeutung der Phosphatelimination

  1. Vermeidung von Eutrophierung:

    • Phosphate fördern das Wachstum von Algen und Wasserpflanzen, was bei einem Übermaß zu Sauerstoffmangel und Fischsterben in Gewässern führt.
    • Besonders kritisch in Flüssen, Seen und Küstengewässern.
  2. Einhalten gesetzlicher Vorschriften:

    • In vielen Ländern gelten strenge Grenzwerte für den Phosphorgehalt in Abwässern. Beispielsweise liegt der zulässige Grenzwert für Gesamtphosphor in Deutschland meist bei 1–2 mg/L.
  3. Wiederverwendung von Wasser:

    • Für die industrielle Nutzung oder das Recycling von Wasser müssen Phosphatkonzentrationen reduziert werden, um Korrosion, Fouling oder biologische Verschmutzung zu vermeiden.
  4. Phosphorrecycling:

    • Phosphate sind ein begrenzter Rohstoff, der insbesondere in der Landwirtschaft als Düngemittel verwendet wird. Ihre Rückgewinnung aus Abwasser ist ein wichtiger Schritt zur Ressourcenschonung.

Chemische und biologische Grundlagen der Phosphatelimination

  1. Phosphorformen im Wasser:

    • Orthophosphate (PO₄³⁻): Direkt biologisch verfügbar und wasserlöslich.
    • Polyphosphate: In industriellen Prozessen verwendete Kondensate von Orthophosphaten, die durch Hydrolyse in Orthophosphate umgewandelt werden.
    • Organisch gebundener Phosphor: Bestandteil organischer Substanzen wie Biomasse oder Reinigungsmittel.
  2. Relevante chemische Reaktionen:

    • Phosphatfällung: Bildung schwerlöslicher Verbindungen wie Eisenphosphat oder Calciumphosphat.
    • Biologische Aufnahme: Aufnahme von Phosphat durch Mikroorganismen in Form von Polyphosphaten.

Verfahren der Phosphatelimination

Die Phosphatelimination kann durch physikalische, chemische oder biologische Verfahren erfolgen. In der Praxis wird häufig eine Kombination dieser Ansätze angewandt.

1. Chemische Phosphatelimination
  • Prinzip: Zugabe von Fällmitteln, die mit Phosphaten schwerlösliche Verbindungen bilden.
  • Typische Fällmittel:
    • Eisensalze (z. B. FeCl₃, FeSO₄): Bildung von Eisen(III)-phosphat.
    • Aluminiumsalze (z. B. Al₂(SO₄)₃): Bildung von Aluminiumphosphat.
    • Calciumsalze (z. B. Kalkmilch, Ca(OH)₂): Bildung von Hydroxylapatit.
  • Anwendungen:
    • Direkt in der Abwasserbehandlung (Simultanfällung im Belebungsbecken).
    • Nachfällung in der Nachklärung.
  • Vorteile:
    • Hohe Effizienz bei der Entfernung von Orthophosphaten.
  • Nachteile:
    • Erhöhte Schlammproduktion, die entsorgt werden muss.
    • Kosten für Fällmittel.
ALMA MODUL mit Flotation

Foto: Unsere Flotationsanlage ALMA NeoDAF zur Entfernung von Phosphaten aus dem Schultheis-Weiher in Offenbach, installiert im Technikraumcontainer ALMA MODUL

2. Biologische Phosphatelimination (Bio-P-Verfahren)
  • Prinzip: Nutzung von polyphosphat-akkumulierenden Organismen (PAOs), die Phosphat in ihren Zellen speichern.
  • Prozess:
    • Im anaeroben Bereich geben PAOs Phosphat ab, um Energie aus gespeicherten Polyphosphaten zu gewinnen.
    • Im aeroben Bereich nehmen sie mehr Phosphat auf, als sie zuvor freigesetzt haben.
  • Vorteile:
    • Geringere Betriebskosten als chemische Verfahren.
    • Reduktion des Chemikalienverbrauchs.
  • Nachteile:
    • Abhängigkeit von stabilen Betriebsbedingungen (Temperatur, pH-Wert, Nährstoffverhältnisse).
    • Nicht effektiv bei hohen Phosphorkonzentrationen.
Rundbecken zur Sedimentation und Schlammbehälter einer kommunalen Kläranlage

Foto: Biologische Phosphorelimination von Abwässern aus unserer Biogasanlage ALMA BHU GMR

3. Membranverfahren
  • Mechanismus: Einsatz von Umkehrosmose (RO) oder Nanofiltration (NF), um gelöste Phosphate zurückzuhalten.
  • Anwendung: Behandlung von Industrieabwässern mit hohen Phosphatkonzentrationen.
Umkehrosmoseanlage von ALMAWATECH zur Behandlung von Abwasser

Foto: Unsere Umkehrosmoseanlage ALMA OSMO Process zur Herstellung von VE-Wasser

4. Adsorption
  • Mechanismus: Verwendung von Adsorbentien wie Aktivkohle, Eisenhydroxid oder Zeolithen zur Bindung von Phosphaten.
  • Anwendung: Geeignet für niedrige Phosphatkonzentrationen in Trinkwasseraufbereitungsanlagen.
Ionenaustauscher von ALMAWATECH

Foto: Unsere Aktivkohlefiltration ALMA FIL AK mit vorgeschalteter Mehrschichtfiltration 

Kombinierte Verfahren

In der Praxis wird häufig eine Kombination aus biologischer und chemischer Phosphatelimination angewandt, um maximale Effizienz zu erreichen:

  • Simultanfällung: Zugabe von Fällmitteln direkt ins Belebungsbecken.
  • Nachfällung: Chemische Fällung nach der biologischen Reinigung zur Entfernung von Restphosphor.
  • Struvitfällung: Rückgewinnung von Phosphat in Form von Magnesium-Ammonium-Phosphat (Struvit), das als Dünger verwendet werden kann.

Herausforderungen und Lösungsansätze

  1. Hohe Betriebskosten bei chemischen Verfahren:

    • Lösung: Optimierung der Dosierung und Integration biologischer Verfahren.
  2. Erhöhte Schlammproduktion:

    • Lösung: Verbesserte Entwässerung und thermische Verwertung des Schlamms.
  3. Schwankende Phosphorkonzentrationen:

    • Lösung: Pufferung durch Mischbehälter und kontinuierliche Prozessüberwachung.
  4. Begrenzte biologische Effizienz:

    • Lösung: Kombination mit chemischer Fällung zur Sicherstellung gesetzlicher Grenzwerte.

Fazit

Die Phosphatelimination ist ein komplexer, aber unverzichtbarer Prozess in der Wasser- und Abwasserbehandlung. Die Wahl des richtigen Verfahrens hängt von den Anforderungen an die Phosphorelimination, den Betriebsbedingungen und den verfügbaren Ressourcen ab. Eine Kombination aus biologischen und chemischen Verfahren bietet häufig die beste Lösung, um sowohl Umweltziele als auch Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Moderne Ansätze wie das Phosphatrecycling tragen zudem zur nachhaltigen Nutzung dieses wertvollen Rohstoffs bei.

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