Die Regenwasseraufbereitung ist ein essenzielles Verfahren, um Regenwasser gezielt für industrielle, technische oder private Anwendungen nutzbar zu machen. In der industriellen Wasserbehandlung spielt sie eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur Ressourcen schont, sondern auch die Abhängigkeit von teuren Frischwasserquellen reduziert. Je nach Verwendungszweck und Qualitätsanforderungen kommen unterschiedliche Behandlungsverfahren der Regenwasseraufbereitung zum Einsatz.

Regenwasser: Charakteristik und Herausforderungen

Eigenschaften von Regenwasser

Regenwasser ist im natürlichen Zustand relativ rein, da es durch Kondensation aus der Atmosphäre entsteht. Es enthält jedoch Verunreinigungen, die während der Sammlung oder beim Kontakt mit Oberflächen wie Dächern, Straßen oder Industrieanlagen aufgenommen werden:

  • Typische Verunreinigungen:
    • Organische Stoffe: Laubreste, Pollen, Öle und Fette.
    • Schwermetalle: Zink, Kupfer oder Blei von Dachrinnen und Dachflächen.
    • Feinpartikel: Sand, Staub oder Sedimente.
    • Nährstoffe: Nitrat und Phosphat aus atmosphärischen Einträgen.
    • Mikroorganismen: Keime, die von Oberflächen eingetragen werden.
Herausforderungen bei der Aufbereitung

Die Zusammensetzung des Regenwassers hängt stark von der Quelle und den umgebenden Bedingungen ab. Regenwasser von Industrieflächen enthält häufig Schadstoffe wie Öle oder Schwermetalle, während Regenwasser von Dachflächen vergleichsweise weniger belastet ist. Diese Variabilität stellt hohe Anforderungen an die Auswahl und Kombination der Aufbereitungsverfahren.

Zielsetzungen der Regenwasseraufbereitung

Die Anforderungen an die Qualität des aufbereiteten Regenwassers bestimmen die Auswahl der Technologien. Typische Verwendungszwecke sind:

  • Technische Anwendungen:
    • Kühlwasser, Prozesswasser oder Reinigungswasser.
  • Trinkwasserqualität:
    • In Regionen mit Wasserknappheit wird Regenwasser durch aufwendige Verfahren bis auf Trinkwasserqualität aufbereitet.
  • Umweltauflagen:
    • Aufbereitung und Rückführung von belastetem Regenwasser, um die Einleitung in Gewässer zu minimieren.

Verfahren zur Regenwasseraufbereitung

Die Verfahren zur Regenwasseraufbereitung reichen von mechanischer Vorreinigung bis hin zu hochentwickelten chemischen, physikalischen und biologischen Prozessen. Die Wahl des Verfahrens hängt von der Qualität des Rohwassers und den Anforderungen an das Endwasser ab.

1. Mehrschichtfilter mit PAC oder Eisendosierung

Mehrschichtfilter bestehen aus unterschiedlichen Filterschichten (z. B. Sand, Anthrazit, Kies) und werden häufig in Kombination mit der Dosierung von Fällmitteln verwendet, um Partikel, organische Stoffe und Schwermetalle zu entfernen.

  • Funktionsweise:

    • Eisendosierung:
      • Eisen(III)-Salze (z. B. FeCl₃) werden dosiert, um Phosphate und feinste Partikel durch Fällung zu entfernen.
      • Die gebildeten Flocken werden in den Filterschichten zurückgehalten.
    • PAC (Polyaluminiumchlorid):
      • PAC dient als Fällungsmittel, um feine Partikel und gelöste organische Verbindungen durch Koagulation und Flockung zu entfernen. Anschließend werden diese Flocken in Mehrschichtfiltern zurückgehalten.
  • Anwendung:

    • Vorbehandlung für nachfolgende Prozesse wie Ultrafiltration oder Umkehrosmose.
    • Direkte Nutzung für Brauchwasser (z. B. Bewässerung oder Reinigung).
  • Vorteile:

    • Kosteneffizient für eine großvolumige Vorbehandlung.
    • Entfernt sowohl Schwebstoffe als auch gelöste organische Verbindungen.
Filtrationsanlage für industrielle Abwässer

Foto: Unsere Mehrschichtfilter ALMA FIL mit als Pendelanlage mit PAC-Dosierung 

2. Ultrafiltration (UF)

Die Ultrafiltration ist ein membranbasiertes Verfahren, das Partikel, Bakterien und Viren effektiv entfernt. Es wird häufig als Zwischenschritt zur Erzeugung von hochreinem Wasser eingesetzt.

  • Funktionsweise:

    • Wasser wird unter Druck durch Membranen mit Porengrößen von 0,01–0,1 µm gepresst.
    • Partikel, Keime und größere Moleküle bleiben zurück, während Wasser und gelöste Salze passieren.
  • Anwendung:

    • Aufbereitung von leicht bis moderat belastetem Regenwasser für technische Zwecke.
    • Vorstufe für die Umkehrosmose bei der Erzeugung von Trink- oder Reinstwasser.
  • Vorteile:

    • Hohe Filtrationsleistung für biologische Verunreinigungen.
    • Kontinuierlicher Betrieb mit geringer Wartung.
3. Umkehrosmose (RO)

Die Umkehrosmose ist ein druckgetriebenes Verfahren, das nahezu alle gelösten Stoffe, einschließlich Salze, Schwermetalle und organische Verbindungen, entfernt.

  • Funktionsweise:

    • Wasser wird unter hohem Druck (5–30 bar) durch eine halbdurchlässige Membran gepresst.
    • Gelöste Stoffe und Verunreinigungen bleiben auf der Konzentratseite zurück, während nahezu reines Wasser auf der Permeatseite gewonnen wird.
  • Anwendung:

    • Herstellung von Trinkwasser aus Regenwasser.
    • Erzeugung von Prozesswasser mit hoher Reinheit, z. B. für die Elektronik- oder Pharmaindustrie.
  • Vorteile:

    • Sehr hohe Rückhalterate für Verunreinigungen (bis zu 99 %).
    • Herstellung von Wasser mit extrem niedriger Leitfähigkeit.
  • Nachteile:

    • Hoher Energieverbrauch.
    • Regelmäßige Reinigung der Membranen erforderlich (CIP – Clean-in-Place).
Umkehrosmose mit biologischer Vorbehandlung

Foto: Unsere Umkehrosmoseanlage ALMA OSMO zur Herstellung von VE-Wasser und für Wasserrecyclinganwendungen

4. Ionenaustauscher

Ionenaustauscheranlagen entfernen gezielt gelöste Ionen wie Calcium, Magnesium oder Schwermetalle und kommen bei der Regenwasseraufbereitung zur Enthärtung oder Entsalzung zum Einsatz.

  • Funktionsweise:

    • Gelöste Kationen und Anionen werden durch spezifische Harze gegen Wasserstoffionen (H⁺) oder Hydroxidionen (OH⁻) ausgetauscht.
    • Nach Sättigung der Harze erfolgt eine Regeneration mit Chemikalien (z. B. NaOH oder HCl).
  • Anwendung:

    • Herstellung von VE-Wasser (vollentsalztem Wasser) für technische Anwendungen.
    • Entfernung von Schwermetallen aus belastetem Regenwasser.
  • Vorteile:

    • Hohe Selektivität für spezifische Ionen.
    • Kombinierbar mit anderen Verfahren wie Umkehrosmose.
Ionenaustauscher von ALMAWATECH
5. Biofiltration bei organisch belasteten Regenwässern

Die Biofiltration nutzt mikrobiologische Prozesse, um organische Verbindungen im Regenwasser abzubauen. Sie ist besonders effektiv bei Belastungen durch organische Stoffe, die von Niederschlagsflächen wie Dächern oder Straßen stammen.

  • Funktionsweise:

    • Mikroorganismen auf Filtermaterialien metabolisieren organische Substanzen.
    • Sauerstoff wird durch Belüftung oder natürliche Diffusion bereitgestellt.
  • Anwendung:

    • Aufbereitung von Regenwasser aus urbanen oder industriellen Flächen mit hohen organischen Belastungen.
    • Vorbehandlung für nachfolgende Umkehrosmoseanlagen.
  • Vorteile:

    • Nachhaltige und kosteneffiziente Technologie.
    • Reduktion von Biofouling in nachgeschalteten Membransystemen.
Biologische Filtration für Wasserrecyclinganlagen

Foto: Unsere Biofiltration ALMA BioFil Compact zur Entfernung von organischen Restbelastung vor Umkehrosmoseanlagen

Qualitätsanforderungen für die industrielle Nutzung von aufbereitetem Regenwasser

Die industrielle Nutzung von Regenwasser als Ressource erfordert eine präzise Anpassung der Aufbereitungsverfahren an die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Anwendung. Qualität und Reinheit des aufbereiteten Wassers sind entscheidend, um die Funktionalität und Effizienz industrieller Prozesse zu gewährleisten, die Betriebskosten zu senken und die Lebensdauer von Anlagen zu verlängern. Dabei variieren die Anforderungen je nach Anwendungsbereich von moderat bis sehr hoch – von Kühlwasser und Reinigungsprozessen bis hin zu anspruchsvollen Einsatzgebieten wie Prozesswasser und Dampfkesselwasser.

1. Regenwasseraufbereitung für Kühlwasser

Qualitätsanforderungen: Kühlwasser ist ein essenzieller Bestandteil vieler industrieller Prozesse, insbesondere in der Metallverarbeitung, der Energieerzeugung und in Chemieanlagen. Die Wasserqualität beeinflusst direkt die Effizienz von Wärmetauschern und Kühlsystemen.

  • Geringer Feststoffgehalt:

    • Schwebstoffe und Sedimente können Ablagerungen in Wärmetauschern und Rohren verursachen. Ablagerungen reduzieren den Wärmetransport und erhöhen die Energie- und Wartungskosten.
    • Zielwert: Trübung < 5–10 NTU.
  • Leitwert:

    • Der Leitwert gibt die Konzentration gelöster Salze im Wasser an und ist ein entscheidender Parameter, um Scaling (Ablagerungen) zu vermeiden und die Effizienz von Wärmetauschern sicherzustellen.
    • Zielwert: Leitwert < 150 µS/cm.
  • Härte und Härtebildner:

    • Hohe Konzentrationen von Calcium und Magnesium fördern Kalkablagerungen in Rohrleitungen und Wärmetauschern, was die Wärmeübertragung verringert und den Energieverbrauch erhöht.
    • Zielwerte: Gesamthärte < 0,5 °dH, Calciumgehalt < 2 mg/L.
  • Minimale organische Belastung:

    • Organische Stoffe fördern das Wachstum von Biofilmen, die zu Biofouling führen und die Effizienz von Kühlkreisläufen beeinträchtigen.
    • Zielwert: TOC (Total Organic Carbon) < 10 mg/L.
  • Stabiler pH-Wert und Korrosionsschutz:

    • Ein kontrollierter pH-Wert verhindert Korrosion an metallischen Komponenten. In geschlossenen Kreisläufen sollte das Wasser zudem frei von aggressiven Ionen wie Chlorid und Sulfat sein.
    • Zielwerte: pH 6,5–8,5, Chlorid < 50 mg/L, Sulfat < 50 mg/L.
2. Regenwasseraufbereitung für Reinigungsprozesse

Qualitätsanforderungen: Reinigungsprozesse in der Lebensmittelindustrie, Automobilproduktion oder Pharmaindustrie erfordern Wasser mit spezifischen Reinheitsanforderungen, um Maschinen, Anlagen oder Werkstücke effizient zu säubern, ohne Rückstände zu hinterlassen.

  • Frei von Schwebstoffen und Partikeln:

    • Rückstände von Partikeln können Oberflächen beschädigen oder die Reinigungsleistung mindern.
    • Zielwert: Partikelgröße < 5 µm, Trübung < 1 NTU.
  • Organische Reinheit:

    • Organische Verunreinigungen können Rückstände auf Oberflächen hinterlassen und die Hygiene beeinträchtigen.
    • Zielwert: TOC < 5 mg/L.
  • Härtefreies Wasser:

    • Für empfindliche Anwendungen wie das Spülen von Werkstücken muss das Wasser kalkfrei sein, um Kalkflecken zu vermeiden.
    • Zielwerte: Gesamthärte < 0,5 °dH, Calcium < 2 mg/L.
  • Keimfreiheit (falls erforderlich):

    • In hygienisch sensiblen Industrien, wie der Pharma- oder Lebensmittelindustrie, muss Wasser keimfrei sein, um Kontaminationen zu verhindern.
    • Zielwert: Keimzahl < 10 KBE/mL.
3. Regenwasseraufbereitung für Prozesswasser

Qualitätsanforderungen: Prozesswasser wird direkt in industriellen Herstellungsprozessen verwendet, z. B. in der Chemieproduktion, der Textilherstellung oder der Halbleiterfertigung. Hier sind hohe Anforderungen an die Wasserreinheit essenziell, um chemische Reaktionen, Produktqualität und Anlagenzuverlässigkeit sicherzustellen.

  • Niedrige Leitfähigkeit:

    • Gelöste Salze können chemische Prozesse stören oder Ablagerungen auf Oberflächen verursachen.
    • Zielwert: Leitfähigkeit < 50 µS/cm.
  • Frei von Schwermetallen und spezifischen Ionen:

    • Schwermetalle wie Eisen, Kupfer oder Zink können Katalysatoren vergiften oder Reaktionen hemmen.
    • Zielwert: Schwermetallgehalt < 0,1 mg/L.
  • Organische und mikrobielle Reinheit:

    • Organische Stoffe und Mikroorganismen dürfen keine Verunreinigungen im Endprodukt oder in den Produktionsanlagen hinterlassen.
    • Zielwert: TOC < 2 mg/L, Keimzahl < 1 KBE/mL.
4. Regenwasseraufbereitung für Dampfkesselwasser

Qualitätsanforderungen: In Dampfkesselanlagen ist die Wasserqualität entscheidend, da Ablagerungen und Korrosion durch selbst geringste Verunreinigungen zu erheblichen Effizienzverlusten und Schäden führen können. Regenwasser muss auf höchste Reinheitsstandards gebracht werden.

  • Extrem niedrige Leitfähigkeit:

    • Gelöste Salze und Ionen müssen entfernt werden, um Scaling in Kesseln und Turbinen zu verhindern.
    • Zielwert: Leitfähigkeit < 0,1 µS/cm.
  • Sauerstofffreiheit:

    • Gelöster Sauerstoff muss entfernt werden, um Korrosion an Kesselwänden und Leitungen zu verhindern.
    • Zielwert: Gelöster Sauerstoff < 10 µg/L.
  • Frei von Härtebildnern:

    • Calcium und Magnesium dürfen nicht vorhanden sein, da sie Ablagerungen in Kesseln bilden.
    • Zielwert: Gesamthärte < 0,01 °dH.

Fazit

Die Regenwasseraufbereitung bietet vielfältige Möglichkeiten zur Nutzung von Regenwasser, ist jedoch stark von den spezifischen Anforderungen der Anwendung abhängig. Verfahren wie Mehrschichtfilter mit PAC oder Eisen(III)-Chlorid, Ultrafiltration, Umkehrosmose, Ionenaustauscher und Biofiltration ermöglichen es, Regenwasser effizient und ressourcenschonend aufzubereiten. Eine sorgfältige Analyse der Rohwasserqualität und der gewünschten Reinheit des Endwassers ist entscheidend für die Auswahl und Kombination der Verfahren. So trägt die Regenwasseraufbereitung nicht nur zur Ressourcenschonung bei, sondern auch zur Kostenreduzierung und Einhaltung von Umweltauflagen.

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