Ein Schwebe­bettreaktor (Moving Bed Biofilm Reactor, MBBR) ist eine moderne Technologie der biologischen Wasser- und Abwasserbehandlung, die auf der Nutzung von Biofilmen basiert. Im Reaktor werden speziell entwickelte Trägermaterialien (sogenannte Carrier) verwendet, auf denen sich Mikroorganismen ansiedeln und Biofilme bilden. Diese Biofilme sind für den Abbau organischer und anorganischer Stoffe verantwortlich.

Der Schwebe­bettreaktor zeichnet sich durch hohe Effizienz, kompakte Bauweise und Flexibilität aus und wird sowohl in der kommunalen als auch in der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung eingesetzt.

Aufbau eines Schwebe­bettreaktors

Ein Schwebe­bettreaktor besteht aus folgenden Hauptkomponenten:

  1. Reaktorbehälter:

    • Hergestellt aus Beton oder Stahl, oft zylindrisch oder rechteckig.
    • Größe und Form richten sich nach der vorgesehenen Anwendung und Belastung.
  2. Trägermaterial (Carrier):

    • Speziell geformte Kunststoffträger mit großer spezifischer Oberfläche (500–1500 m²/m³), die den Mikroorganismen als Besiedlungsfläche dienen.
    • Material: Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP).
    • Eigenschaften:
      • Schwimmfähig durch geringere Dichte als Wasser.
      • Hohe chemische und mechanische Beständigkeit.
  3. Belüftungssystem:

    • Feinblasige Diffusoren oder Belüfter liefern Sauerstoff, der für den aeroben Stoffabbau benötigt wird, und halten die Träger in Bewegung.
  4. Rückhaltesystem:

    • Siebkonstruktionen oder spezielle Rückhaltevorrichtungen sorgen dafür, dass die Träger im Reaktor bleiben, während das gereinigte Wasser aus dem System austritt.
  5. Steuerung und Überwachung:

    • Sensoren messen wichtige Parameter wie Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Ammonium, Nitrat und Temperatur, um den Betrieb zu optimieren.

Funktionsweise

Die Funktionsweise des Schwebe­bettreaktors basiert auf dem Prinzip der Biofilmbildung und des Abbaus von Schadstoffen durch Mikroorganismen:

  1. Biofilmbildung:

    • Mikroorganismen siedeln sich auf der Oberfläche des Trägermaterials an und bilden Biofilme. Diese bestehen aus einer Mischung aerober und fakultativ anaerober Bakterien sowie Pilzen und Protozoen.
  2. Durchmischung:

    • Das Trägermaterial wird durch die Belüftung oder eine Strömungspumpe in ständiger Bewegung gehalten, wodurch eine gleichmäßige Verteilung der Mikroorganismen und des Abwassers gewährleistet wird.
  3. Abbauprozesse:

    • Aerober Abbau:
      • Organische Stoffe (BSB/CSB) werden durch Mikroorganismen unter Sauerstoffverbrauch zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert.
    • Nitrifikation:
      • Ammonium (NH4+) wird durch nitrifizierende Bakterien zu Nitrit (NO2−) und anschließend zu Nitrat (NO3−) umgewandelt.
    • Denitrifikation:
      • Unter anoxischen Bedingungen wird Nitrat durch heterotrophe Mikroorganismen zu Stickstoffgas (N2) reduziert.
  4. Selbstreinigung des Biofilms:

    • Überschüssige Biofilmbestandteile werden durch die ständige Bewegung der Träger abgeschert und mit dem Abwasser ausgetragen, wodurch das System sich selbst reguliert.
ALMA BIO Kompakt mit einem ALMA MODUL

Foto: Unsere MBBR-Anlage ALMA BIO MBBR in Containerbauweise

Technische Hintergründe

  1. Trägermaterialien:

    • Das Design der Träger beeinflusst die Effizienz des Systems:
      • Hohe spezifische Oberfläche für Biofilmwachstum.
      • Optimale Porengröße, um eine Verstopfung zu vermeiden.
    • Beispiel: K1-Körpertyp oder MBBR-Träger mit lamellenförmiger Struktur.
  2. Hydraulik:

    • Der Schwebe­bettreaktor arbeitet mit einem kontinuierlichen Durchfluss, was eine gleichmäßige Belastung sicherstellt.
    • Typische hydraulische Verweilzeit: 2–6 Stunden, je nach Belastung und Zielparameter.
  3. Belüftung:

    • Sauerstoffeintrag ist entscheidend für den aeroben Abbau. Die Feinblasbelüftung sorgt für einen hohen Sauerstofftransferkoeffizienten und reduziert den Energieverbrauch.
  4. Schlammbelastung:

    • Im Vergleich zu Belebtschlammverfahren arbeitet der Schwebe­bettreaktor mit einer höheren spezifischen Biomassekonzentration, da der Biofilm auf den Trägern stark konzentriert ist.

Anwendungsbereiche

1. Kommunale Abwasserbehandlung
  • Ergänzung oder Ersatz von Belebtschlammverfahren in Kläranlagen.
  • Ideal für Anlagen mit Platzbeschränkungen oder Kapazitätserweiterung.
  • Kombination mit nachgeschalteten Sandfiltern oder Membrananlagen zur weiteren Wasserreinigung.
2. Industrielle Abwasserbehandlung
  • Lebensmittelindustrie:
    • Behandlung organisch belasteter Abwässer, z. B. aus Molkereien oder Brauereien.
  • Chemische Industrie:
    • Entfernung toxischer Substanzen und Abbau schwer abbaubarer organischer Verbindungen.
  • Petrochemie:
    • Behandlung ölhaltiger und stickstoffreicher Abwässer.
3. Wasserrecycling
  • Einsatz in geschlossenen Wasserkreisläufen zur Wiederverwendung von Prozesswasser.
  • Kombination mit Umkehrosmose zur Herstellung von Reinstwasser.

Vorteile des Schwebe­bettreaktors

  1. Hohe Effizienz:

    • Durch die hohe spezifische Biomassekonzentration können auch stark belastete Abwässer effektiv behandelt werden.
  2. Kompakte Bauweise:

    • Im Vergleich zu Belebtschlammverfahren benötigt der Schwebe­bettreaktor weniger Platz, da keine separaten Nachklärbecken erforderlich sind.
  3. Selbstregulation:

    • Automatische Anpassung der Biomassekonzentration durch Selbstreinigung des Biofilms.
  4. Flexibilität:

    • Einfache Integration in bestehende Systeme oder Modifikation zur Erweiterung der Kapazität.
  5. Geringe Empfindlichkeit:

    • Stabil gegenüber hydraulischen und organischen Belastungsschwankungen.
  6. Wartungsarm:

    • Keine beweglichen Teile innerhalb des Reaktors, wodurch der Wartungsaufwand minimiert wird.

Herausforderungen und Optimierung

  1. Biofilmbildung:

    • Die Initialisierung des Biofilms kann mehrere Wochen dauern, erfordert jedoch eine sorgfältige Steuerung der Betriebsparameter.
  2. Trägerverluste:

    • Mechanische Abnutzung oder unzureichende Rückhaltesysteme können zum Verlust von Trägermaterial führen.
  3. Energieverbrauch:

    • Die Belüftung kann einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs ausmachen. Optimierungen in der Sauerstoffeintragseffizienz sind entscheidend.
  4. Nährstofflimitierung:

    • In Abwässern mit geringer Stickstoff- oder Phosphorkonzentration ist eine Nährstoffzugabe erforderlich, um das Biofilmwachstum zu fördern.

Fazit

Der Schwebe­bettreaktor (MBBR) ist eine hocheffiziente und flexible Technologie für die biologische Abwasserbehandlung. Durch die Nutzung von Trägermaterialien und die Kombination von Biofilm- und Durchflussprozessen erreicht der MBBR eine hohe Reinigungsleistung auf kleinem Raum. Insbesondere in der industriellen Abwasserbehandlung und bei Kapazitätserweiterungen von Kläranlagen bietet der Schwebe­bettreaktor eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung. Seine Robustheit gegenüber Belastungsschwankungen und die Möglichkeit zur modularen Erweiterung machen ihn zu einer der zukunftssichersten Technologien in der Wasser- und Abwassertechnik.

Für weiter Informationen zu unseren Produkten können Sie uns gerne jederzeit kontaktieren!

info@almawatech.com

06073 687470