Schwefelsäure ist eine der am häufigsten eingesetzten Chemikalien in der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung. Sie ist eine starke zweiprotonige Säure mit der Summenformel H₂SO₄ und wird aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften in zahlreichen Anwendungen eingesetzt. Ihre Hauptfunktionen umfassen die pH-Regulierung, die Neutralisation alkalischer Abwässer, die Enthärtung sowie die Unterstützung bei chemischen Fällungsprozessen.

Chemische Eigenschaften von Schwefelsäure

Molekulare Struktur und Säurestärke
Schwefelsäure ist eine stark polare Verbindung, die in Wasser vollständig dissoziiert. Sie gibt in zwei Schritten Protonen (H⁺) ab.​

Der erste Dissoziationsschritt ist vollständig, während der zweite eine schwächere Säure darstellt (pKa ≈ 1,99). Dies macht Schwefelsäure zu einer der stärksten verfügbaren Mineralsäuren.

Physikalische Eigenschaften

  • Konzentration: Handelsübliche Schwefelsäure hat eine Konzentration von 96–98 %, in Wasseraufbereitungsanlagen wird häufig verdünnte Schwefelsäure mit 10–50 % verwendet.
  • Dichte: 1,84 g/cm³ (bei 98 %iger Konzentration).
  • Korrosivität: Schwefelsäure ist stark korrosiv und erfordert daher spezielle Materialien für Lagerung und Dosierung (z. B. Kunststoff oder säurebeständige Metalle wie Edelstahl 316).
  • Wärmeentwicklung: Beim Verdünnen von Schwefelsäure wird erhebliche Wärme freigesetzt, was bei der Handhabung berücksichtigt werden muss.

Anwendungsbereiche in der Wasser- und Abwassertechnik

1. pH-Regulierung

Schwefelsäure wird häufig zur pH-Absenkung in Wasseraufbereitungs- und Abwasserbehandlungsanlagen, insbesondere in Neutralisationsanlagen, verwendet. Ein kontrollierter pH-Wert ist entscheidend für viele physikalisch-chemische Prozesse:

  • Neutralisation: Alkalische Abwässer (z. B. mit hohem Hydroxidgehalt) werden durch Zugabe von Schwefelsäure neutralisiert.
  • Fällungsanlagen (CP-Anlagen): Viele Fällmittel, wie Eisen- oder Aluminiumsalze, sind nur in einem bestimmten pH-Bereich wirksam. Schwefelsäure wird eingesetzt, um den optimalen pH-Wert für die Fällung einzustellen.
2. Enthärtung und Wasserbehandlung

In Kühlwasserkreisläufen und Dampfkesselanlagen wird Schwefelsäure verwendet, um die Karbonathärte zu senken und Kalkablagerungen zu verhindern.Das gebildete Calciumsulfat hat eine höhere Löslichkeit als Calciumcarbonat und neigt weniger zur Ablagerung.

3. Regeneration von Ionenaustauschern

In der Wasserenthärtung und -entsalzung wird Schwefelsäure zur Regeneration von kationischen Ionenaustauschern verwendet. Diese Ionenaustauscher entfernen Kationen wie Calcium (Ca²⁺) und Magnesium (Mg²⁺) aus dem Wasser. Schwefelsäure wird genutzt, um die Austauschgruppen der Harze wieder mit Wasserstoffionen (H⁺) zu beladen.

Dosierpumpen und Neutralisationsmittel im ALMA MODUL

Foto: Dosierstation für Schwefelsäure und Natronlauge in unserer Neutralisationsanlage ALMA Neutra

Technische Aspekte bei der Anwendung von Schwefelsäure

1. Dosierung

Die Dosierung von Schwefelsäure erfolgt über säurebeständige Dosierpumpen (z. B. Membran- oder Schlauchpumpen). Wichtig ist eine exakte Steuerung der Dosiermenge, da ein Überdosieren zu einer übermäßigen pH-Absenkung führen kann. Online-pH-Messgeräte und Regelkreise werden eingesetzt, um den pH-Wert präzise zu kontrollieren.

2. Materialien und Korrosionsschutz

Schwefelsäure ist stark korrosiv und erfordert spezielle Werkstoffe für Lagerung und Transport:

  • Lagertanks: Häufig aus HDPE (hochdichtes Polyethylen) oder säurebeständigem Edelstahl gefertigt.
  • Leitungen und Ventile: Aus PTFE, PVDF oder säurefestem Edelstahl.
  • Dichtungen: Fluorkunststoffe wie FKM (Viton) oder PTFE werden bevorzugt verwendet.
3. Verdünnung und Sicherheit

Beim Verdünnen von Schwefelsäure muss die Säure langsam in das Wasser eingetragen werden, niemals umgekehrt, um Gefahren durch plötzliche Wärmeentwicklung zu vermeiden.

4. Mess- und Regeltechnik

Zur sicheren Anwendung von Schwefelsäure werden Online-pH-Messungen in Regelkreise integriert. Diese Systeme überwachen kontinuierlich den pH-Wert und regeln die Dosierung automatisch, um stabile Prozessbedingungen zu gewährleisten.

Sicherheitsaspekte bei der Handhabung von Schwefelsäure

Schwefelsäure ist eine gefährliche Chemikalie, deren Handhabung strenge Sicherheitsmaßnahmen erfordert:

  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Schutzbrille, säurebeständige Handschuhe und säurefeste Schutzkleidung sind obligatorisch.
  • Belüftung: Bei der Handhabung von konzentrierter Schwefelsäure entstehen Dämpfe, die stark reizend sind und in gut belüfteten Bereichen verarbeitet werden müssen.
  • Notfallmaßnahmen: Es sollten Neutralisationsmittel (z. B. Kalkwasser oder Natriumhydrogencarbonat) und Augenspüleinrichtungen bereitstehen.

Alternativen zu Schwefelsäure

Je nach Anwendung können auch andere Säuren verwendet werden:

  • Salzsäure (HCl): Wird häufig für pH-Korrekturen eingesetzt, jedoch weniger geeignet für Anwendungen mit hohen Chloridbeschränkungen.
  • Phosphorsäure (H₃PO₄): Kommt in spezifischen Prozessen zum Einsatz, z. B. bei der Lebensmittelwasseraufbereitung, wo Phosphate erwünscht sind.

Dennoch bleibt Schwefelsäure aufgrund ihrer Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in der industriellen Wasser- und Abwassertechnik die bevorzugte Wahl.

Fazit

Schwefelsäure ist eine unverzichtbare Chemikalie in der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung. Ihre Vielseitigkeit, kombiniert mit einer starken Säurewirkung, macht sie ideal für pH-Korrekturen, Neutralisationsanlagen, Enthärtung und viele weitere Anwendungen. Ein fundiertes Verständnis der chemischen und technischen Eigenschaften sowie der Sicherheitsmaßnahmen ist essenziell, um die Vorteile von Schwefelsäure sicher und effizient zu nutzen. In Verbindung mit moderner Dosier- und Regeltechnik trägt sie wesentlich zur Optimierung industrieller Wasseraufbereitungsprozesse bei.

Für weiter Informationen zu unseren Produkten können Sie uns gerne jederzeit kontaktieren!

info@almawatech.com

06073 687470