Schwimmschlamm bezeichnet in der Wasser- und Abwassertechnik die Ansammlung von leichten, schwer abbaubaren organischen und anorganischen Partikeln, die aufgrund ihrer geringen Dichte an der Oberfläche von Klärbecken oder Reaktoren aufschwimmen. Er entsteht durch ein Ungleichgewicht im Behandlungsprozess und kann die Effizienz von Kläranlagen und industriellen Wasseraufbereitungssystemen erheblich beeinträchtigen.

Ursachen für die Entstehung von Schwimmschlamm

Die Bildung von Schwimmschlamm ist ein komplexes Phänomen, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird:

Übermäßiges Wachstum von Fadenbakterien
  • Fadenbakterien (z. B. Nocardia, Microthrix parvicella) bilden filamentöse Strukturen, die zur Bildung von stabilen Schaum- und Schwimmschlammdecken führen.
  • Ursachen für das Wachstum von Fadenbakterien:
    • Nährstoffungleichgewicht: Hohe Konzentrationen von organischen Substanzen, Stickstoff oder Phosphor.
    • Sauerstoffmangel: Niedrige gelöste Sauerstoffkonzentrationen fördern anaerobe Bedingungen.
    • Temperatur: Optimale Wachstumsbedingungen für Fadenbakterien liegen bei 10–25 °C.
Freisetzung von Gasen
  • Denitrifikation in der Nachklärung:
    • Bildung von Stickstoffgasblasen (N2) durch unvollständige Denitrifikation führt zum Aufschwimmen von Schlammflocken.
  • Anaerobe Zersetzung:
    • Bildung von Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2) durch anaerobe Mikroorganismen bei Sauerstoffmangel.
Oberflächenaktive Substanzen (Tenside)
  • Eintrag von Tensiden aus industriellen Prozessen oder Haushaltsabwässern kann die Oberflächenspannung des Wassers reduzieren und die Schaumbildung fördern.
Hydrophobe Substanzen
  • Fette, Öle und Wachse:
    • Schwer abbaubare lipophile Substanzen, die an der Wasseroberfläche schwimmen.
  • Hydrophobe Partikel:
    • Feinpartikel, die durch ihre Oberflächeneigenschaften nicht sedimentieren.

Auswirkungen von Schwimmschlamm

Der Schwimmschlamm kann erhebliche betriebliche und umweltrelevante Probleme verursachen:

Beeinträchtigung der Reinigungsleistung
  • Verringerte Absetzeigenschaften:
    • Schwimmschlamm stört die Sedimentation im Nachklärbecken, was zu erhöhten Feststoffkonzentrationen im Ablauf führt.
  • Rücklaufschlammsysteme:
    • Schwimmschlamm kann in das Belebungsbecken zurückgeführt werden und die biologische Aktivität beeinträchtigen.
Betriebsstörungen
  • Verstopfungen:
    • Ansammlung von Schwimmschlamm in Überläufen, Pumpen und Rohrleitungen.
  • Schaumbildung:
    • Überschäumende Becken können zu Überläufen und Umweltverschmutzungen führen.
Umweltbelastungen
  • Erhöhter CSB- und BSB-Wert:
    • Unzureichend behandeltes Abwasser belastet Vorfluter und Gewässer.
  • Geruchsbelästigung:
    • Anaerobe Zersetzungsprozesse im Schwimmschlamm führen zur Bildung von geruchsintensiven Gasen wie Schwefelwasserstoff (H2S).

Diagnose und Analyse von Schwimmschlamm

Eine effektive Behandlung erfordert eine genaue Identifikation der Ursachen:

Mikroskopische Untersuchung
  • Identifikation von Fadenbakterien:
    • Bestimmung der dominierenden Spezies mittels Färbetechniken (z. B. Gram-Färbung).
  • Beurteilung der Schlammflockstruktur:
    • Analyse der Flockengröße, -dichte und -stabilität.
Chemische Analysen
  • Bestimmung von Nährstoffkonzentrationen:
    • Messung von Ammonium, Nitrat, Phosphat und organischen Kohlenstoffverbindungen.
  • Sauerstoffgehalt:
    • Kontinuierliche Überwachung des gelösten Sauerstoffs im Belebungsbecken und Nachklärbecken.
Prozessparameter
  • Schlammalter:
    • Ein zu hohes Schlammalter fördert das Wachstum von langsam wachsenden Fadenbakterien.
  • Schlammindex (SVI):
    • Ein hoher SVI-Wert (>150 mL/g) weist auf schlechte Absetzeigenschaften hin.
Belüftungsbecken der ALMA BHU BIO Technologie

Foto: Unser Belebungsbecken ALMA BHU BIO zur Behandlung von organisch belasteten Abwässern

Auswirkungen von Schwimmschlamm

Schwimmschlamm kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Wasser- und Abwasserbehandlung haben:

  1. Betriebsstörungen:

    • Verstopfungen in Pumpen, Überläufen und Abläufen durch Schwimmschlamm.
    • Erhöhte Wartungs- und Reinigungsanforderungen.
  2. Reduzierte Reinigungseffizienz:

    • Schwimmschlamm kann die Klarwasserzone in Nachklärbecken beeinträchtigen und zu erhöhten Feststoffkonzentrationen im Ablauf führen.
    • Dies erhöht den chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) und die Trübung des gereinigten Wassers.
  3. Hygienische Risiken:

    • Pathogene Mikroorganismen im Schwimmschlamm können die Wasserqualität beeinträchtigen und Umweltauflagen verletzen.
  4. Geruchsprobleme:

    • Organische Substanzen und Gase wie Schwefelwasserstoff (H2S\text{H}_2\text{S}) im Schwimmschlamm können unangenehme Gerüche verursachen.

Behandlung und Vermeidung von Schwimmschlamm

Mechanische Entfernung
  • Abschäumer:

    • Einsatz von Schwimmschlammschädern oder speziellen Abschäumvorrichtungen, die den Schlamm von der Wasseroberfläche absaugen.
    • Mechanische Abstreifer an der Beckenoberfläche transportieren den Schwimmschlamm in separate Entsorgungsbereiche.
  • Siebfilter:

    • Feinsiebe können Fett- und Ölbestandteile vor der biologischen Behandlung abtrennen.
Prozessoptimierung
  • Steuerung der Gasbildung:

    • Reduktion der Denitrifikationsrate im Nachklärbecken durch Kontrolle der Rücklaufschlammkonzentration.
    • Optimierung der Belüftung im aeroben Reaktor, um die Denitrifikation auf den biologischen Hauptreaktor zu beschränken.
  • Verbesserung der Schlammflockeneigenschaften:

    • Sicherstellung eines ausgewogenen Nährstoffverhältnisses (Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor im Verhältnis 100:5:1).
    • Vermeidung toxischer Substanzen, die die Flockenbildung stören könnten.
Chemische Maßnahmen
  • Entschäumer:

    • Zugabe von Antischaummitteln, um Oberflächenschaum und Schwimmschlamm zu reduzieren.
    • Einsatz von organischen Polymeren oder Silikonemulsionen.
  • Fällungsmittel:

    • Dosierung von Eisen- oder Aluminiumsalzen, um Fette und Öle zu binden und das Absetzverhalten des Schlamms zu verbessern.
Vorbehandlung von Fett- und Ölbestandteilen
  • Fettabscheider:
    • Abtrennung von Fetten und Ölen aus dem Rohabwasser vor der biologischen Behandlung.
    • Einsatz in Industriebetrieben wie Lebensmittelverarbeitung oder Gastronomie.
Nachklärung und Schlammmanagement
  • Rücklaufschlammkontrolle:

    • Anpassung der Rücklaufschlammmenge und Verweilzeit im Nachklärbecken, um die Denitrifikation zu minimieren.
  • Schlammentwässerung:

    • Regelmäßige Entnahme und Entwässerung von überschüssigem Schlamm, um die Belastung des Systems zu reduzieren.

Fazit

Schwimmschlamm ist ein häufiges Problem in der industriellen und kommunalen Wasser- und Abwasserbehandlung, das durch physikalische, chemische und biologische Einflüsse entsteht. Seine effiziente Kontrolle und Behandlung erfordert eine Kombination aus präventiven Maßnahmen, mechanischer Entfernung und Prozessoptimierung. Technologien wie Fettabscheider, Flotationssysteme und innovative biologische Ansätze können dazu beitragen, die Bildung von Schwimmschlamm zu minimieren und die Effizienz der Wasserreinigung zu maximieren. Ein fundiertes Verständnis der Ursachen und geeignete Gegenmaßnahmen sind entscheidend, um Störungen und Umweltprobleme zu vermeiden.

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