Die Herstellung von Solarzellen ist ein hochpräziser und technologisch anspruchsvoller Prozess, der aus einer Vielzahl von chemischen, physikalischen und thermischen Verfahrensschritten besteht. Solarzellen, die Grundlage für Photovoltaikanlagen, wandeln Sonnenenergie direkt in elektrische Energie um und spielen eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Energiegewinnung. Die industrielle Fertigung von Solarzellen erfordert umfangreiche Wasseraufbereitungs- und Abwasserbehandlungssysteme, da hohe Reinheitsanforderungen an das Prozesswasser bestehen und Abwässer mit spezifischen Schadstoffbelastungen entstehen.
Inhaltsverzeichnis
Überblick über die Herstellung von Solarzellen
Solarzellen bestehen hauptsächlich aus Halbleitermaterialien, insbesondere Silizium, und werden in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten hergestellt. Dabei wird zwischen der Produktion von monokristallinen, polykristallinen und dünnschichtigen Solarzellen unterschieden.
1. Herstellung von Siliziumwafern
Der Ausgangsstoff für Solarzellen ist hochreines Silizium, das durch energieintensive Prozesse gewonnen wird:
- Schmelzprozess:
- Reines Silizium wird bei hohen Temperaturen geschmolzen und kristallisiert (Czochralski-Verfahren für monokristallines Silizium, Blockgussverfahren für polykristallines Silizium).
- Sägen und Schneiden:
- Die Siliziumblöcke werden in hauchdünne Wafer (typischerweise 150–200 µm) gesägt.
2. Oberflächenvorbereitung
Die Waferoberflächen werden chemisch behandelt, um die Textur zu optimieren und Defekte zu beseitigen:
- Ätzen:
- Entfernung von Sägespuren und Verunreinigungen durch chemisches oder alkalisches Nassätzen.
- Typische Chemikalien: Fluorwasserstoffsäure (HF), Kaliumhydroxid (KOH).
- Reinigung:
- Einsatz von ultrapurem Wasser (UPW), das frei von Partikeln, Ionen und organischen Verbindungen ist.
3. Dotierung und Schichtenbildung
Die elektrische Leitfähigkeit der Solarzellen wird durch Dotierung mit Fremdatomen, wie Phosphor oder Bor, gezielt beeinflusst:
- Diffusion:
- Erzeugung einer pn-Übergangsschicht durch Hochtemperaturbehandlung mit Dotiergasen (z. B. Phosphortrichlorid, Bortrioxid).
- Antireflexbeschichtung:
- Aufbringen von Siliziumnitrid (Si₃N₄) oder anderen Materialien, um die Lichtreflexion zu minimieren.
4. Metallisierung
- Kontaktstruktur:
- Aufdrucken und Sintern von metallischen Leiterbahnen (z. B. Silberpasten) auf die Vorder- und Rückseite der Wafer.
5. Assemblierung und Qualitätssicherung
- Laminierung:
- Solarzellen werden mit Schutzschichten und Glasscheiben laminiert.
- Elektrische Tests:
- Prüfung der Zellen auf Wirkungsgrad, Kurzschlussstrom und Leerlaufspannung.
Wasserbedarf und Anforderungen in der Solarzellenproduktion
Die Herstellung von Solarzellen erfordert große Mengen an Prozesswasser, insbesondere Reinstwasser (Ultra Pure Water, UPW), das nahezu vollständig frei von Verunreinigungen sein muss. Die Qualität des Wassers ist entscheidend, da selbst kleinste Partikel oder chemische Rückstände die Effizienz und Qualität der Solarzellen beeinträchtigen können.
Wasseranwendungen in der Produktion
- Reinigung und Spülen:
- Entfernung von Chemikalien und Partikeln nach Ätz-, Diffusions- oder Beschichtungsprozessen.
- Chemische Prozessbäder:
- Verwendung von Reinstwasser als Lösungsmittel in Nassätzen und Reinigungsbädern.
- Kühlung:
- Einsatz von Wasser in Kühlsystemen für thermische Prozesse (z. B. Diffusion oder Sinterung).
Wichtige Qualitätsparameter
Leitfähigkeit:
- Reinstwasser weist eine extrem niedrige Leitfähigkeit auf (< 0,1 µS/cm). Idealerweise liegt die Leitfähigkeit bei 0,055 µS/cm (theoretischer Wert für vollständig deionisiertes Wasser bei 25 °C).
- Eine niedrige Leitfähigkeit ist ein Indikator für den minimalen Gehalt an gelösten Salzen und Ionen.
Gesamtorganischer Kohlenstoff (Total Organic Carbon, TOC):
- TOC-Werte müssen unter 5 ppb liegen, um die Anwesenheit organischer Verbindungen zu minimieren.
- Organische Stoffe können sich auf den Siliziumwafern ablagern und die Effizienz der Solarzellen reduzieren.
Partikel:
- Partikelfreiheit ist entscheidend, da schon mikroskopische Partikel (< 0,1 µm) die Struktur der Wafer beschädigen können.
- Die Partikelkonzentration muss nahe null liegen.
Bakterien und Pyrogene:
- Bakterien müssen vollständig entfernt werden (< 1 KBE/mL).
- Pyrogene (bakterielle Rückstände) dürfen nicht vorhanden sein.
Ionenfreiheit:
- Kationen (z. B. Natrium, Kalium) und Anionen (z. B. Chlorid, Sulfat) müssen nahezu vollständig entfernt werden, um Korrosion und chemische Reaktionen zu vermeiden.
Silika (SiO₂):
- Siliziumdioxid ist ein natürlicher Bestandteil vieler Wässer und muss vollständig entfernt werden (< 1 ppb), um Ablagerungen auf den Wafern zu vermeiden.
Foto: Unsere Umkehrosmose ALMA OSMO zur Herstellung von VE-Wasser
Verfahren zur Herstellung von Reinstwasser
Die Herstellung von Reinstwasser erfolgt durch eine Kombination aus physikalischen und chemischen Aufbereitungsverfahren. Mehrere Stufen sind erforderlich, um die gewünschten Reinheitsstandards zu erreichen.
1. Vorbehandlung
Die Vorbehandlung bereitet das Rohwasser (z. B. Trinkwasser oder Oberflächenwasser) auf, indem grobe Verunreinigungen entfernt werden.
- Entfernen Schwebstoffe, Sedimente und organische Stoffe.
- Reduzieren Chlor und andere Oxidationsmittel, die die nachfolgenden Membranen schädigen könnten.
Weichwasseranlage (Ionenaustausch):
- Reduziert Härtebildner wie Calcium (Ca²⁺) und Magnesium (Mg²⁺), um Scaling auf Membranen und in Wärmetauschern zu verhindern.
2. Umkehrosmose (RO)
Die Umkehrosmose spielt eine Schlüsselrolle bei der Entfernung von gelösten Stoffen und Partikeln.
- Entfernt bis zu 99 % der gelösten Salze, organischen Stoffe und Partikel.
- Reduktion der Leitfähigkeit auf 1–10 µS/cm.
- Rückhaltevermögen auch für Mikroorganismen und Kolloide.
3. Elektrodeionisation (EDI)
Die EDI kombiniert Ionenaustauschharze mit einer elektrischen Spannung, um verbleibende Ionen zu entfernen.
- Vollständige Entsalzung des Wassers.
- Senkung der Leitfähigkeit auf < 0,1 µS/cm.
4. Feinfiltration und Polishing
In der letzten Stufe wird das Wasser durch weitere Filtrations- und Reinigungsschritte auf die erforderliche Reinheit gebracht.
Ionenaustauscher (Mischbettharze):
- Selektive Entfernung von Restkationen und -anionen.
- Feineinstellung der Leitfähigkeit.
- Einsatz von UV-Licht (185 nm und 254 nm) zur Zerstörung organischer Stoffe und Mikroorganismen.
- Spaltung von TOC in CO₂, das leicht entfernt werden kann.
Foto: Unsere Umkehrosmose ALMA OSMO mit Enthärtung und EDI zur Herstellung von Reinstwasser (für kleine Wasserströme)
Abwasserbehandlung in der Solarzellenherstellung: Neutralisation sowie Fällung und Flockung
Die Abwasserbehandlung in der Solarzellenproduktion ist ein essenzieller Prozess, um die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten und Schadstoffe aus den hochbelasteten Abwässern zu entfernen. Dabei stehen insbesondere die Verfahren der Neutralisation sowie der Fällung und Flockung in CP-Anlagen im Fokus, da diese Technologien effektiv anorganische und organische Verunreinigungen wie Säuren, Laugen, Schwermetalle und Schwebstoffe entfernen können.
Hauptbelastungen im Abwasser
- Schwermetalle:
- Rückstände aus metallischen Pasten (z. B. Silber, Aluminium).
- Säuren und Laugen:
- Hohe Konzentrationen an Fluoriden, Nitraten, Phosphaten und Hydroxiden aus Ätz- und Reinigungsprozessen.
- Feststoffe und Schlämme:
- Partikel aus der Siliziumverarbeitung.
- Organische Stoffe:
- Rückstände aus Lösungsmitteln oder Pasten.
1. Neutralisation
Funktion und Zielsetzung
Neutralisation ist der erste Behandlungsschritt, bei dem der pH-Wert des Abwassers in einen neutralen Bereich (6,5–8,5) eingestellt wird. Dies ist notwendig, da die Abwässer aus der Solarzellenproduktion oft stark schwankende pH-Werte aufweisen:
- Saure Abwässer: Entstehen durch den Einsatz von Schwefelsäure (H₂SO₄) oder Salzsäure (HCl) in Reinigungs- und Ätzprozessen.
- Alkalische Abwässer: Resultieren aus Prozessen, bei denen Kaliumhydroxid (KOH) oder Natronlauge (NaOH) verwendet werden.
Technische Umsetzung
Die Neutralisation erfolgt in speziellen Neutralisationsanlagen oder reaktorgesteuerten Systemen, die mit pH-Messgeräten ausgestattet sind. Der Prozess umfasst folgende Schritte:
pH-Wert-Messung:
- Kontinuierliche Überwachung des pH-Werts mittels Inline-Sensoren, um eine präzise Steuerung der Chemikalienzugabe zu gewährleisten.
Chemikalienzugabe:
- Saure Abwässer werden mit Alkalien wie Natronlauge (NaOH) oder Kalkmilch (Ca(OH)₂) neutralisiert.
- Alkalische Abwässer werden mit Säuren wie Schwefelsäure (H₂SO₄) oder Kohlendioxid (CO₂) behandelt.
Homogenisierung:
- Durch Rührwerke oder Rezirkulationspumpen wird eine gleichmäßige Vermischung der Chemikalien und eine vollständige Reaktion im Neutralisationsbecken sichergestellt.
Abschlusstest:
- Nach der Neutralisation wird der pH-Wert erneut gemessen, um sicherzustellen, dass das Wasser den Zielwert erreicht hat.
Vorteile der Neutralisation
- Einhaltung gesetzlicher Anforderungen: Abwasser darf nur innerhalb eines bestimmten pH-Bereichs in Gewässer eingeleitet werden.
2. Fällung und Flockung in CP-Anlagen
Funktion und Zielsetzung
Die Fällung und Flockung in CP-Anlagen ist ein physikochemischer Prozess, der zur Entfernung gelöster Stoffe, insbesondere von Schwermetallen, Fluoriden und Phosphaten, eingesetzt wird. Der Prozess basiert auf der Zugabe von Fällungs- und Flockungshilfsmitteln, die unerwünschte Verbindungen chemisch binden und als Feststoffe (Flocken) ausfallen lassen.
Technische Umsetzung
Die Fällung und Flockung erfolgt in speziell konzipierten Reaktionsbehältern mit mehreren Stufen, um die Bildung und Abscheidung von Flocken zu optimieren. Der Ablauf umfasst folgende Schritte:
Dosierung von Fällungsmitteln:
- Typische Fällungsmittel sind:
- Eisen(III)-Chlorid (FeCl₃) oder Aluminiumsulfat (Al₂(SO₄)₃) für die Fällung von Phosphaten und Fluoriden.
- Kalkmilch (Ca(OH)₂) zur Fällung von Schwermetallen (z. B. Nickel, Kupfer, Zink) in Form von Hydroxiden.
- Typische Fällungsmittel sind:
Zugabe von Flockungshilfsmitteln:
- Polymere oder organische Flockungshilfsmittel werden zugesetzt, um die gebildeten Fällungsprodukte zu größeren, stabilen Flocken zu verbinden.
- Dies verbessert die Sedimentation und erleichtert die mechanische Abtrennung der Flocken.
Reaktionszeit:
- Die Mischung verbleibt für mehrere Minuten im Reaktionsbehälter, um eine vollständige chemische Reaktion und Flockenbildung zu gewährleisten.
Sedimentation:
- Die gebildeten Flocken setzen sich im Sedimentationsbecken ab und werden als Schlamm entfernt.
Behandelte Stoffe und Reaktionen
- Schwermetalle:
- Durch Hydroxidfällung in unlösliche Hydroxide umgewandelt.
- Fluoride:
- Bildung von schwerlöslichem Calciumfluorid (CaF₂) durch Zugabe von Kalkmilch.
- Phosphate:
- Fällung als schwerlösliches Aluminium- oder Eisenphosphat.
Optimierung durch pH-Wert-Steuerung
Die Effektivität der Fällung hängt stark vom pH-Wert ab:
- Hydroxidfällung: Optimal bei pH 8–10.
- Fluoridfällung: Optimal bei pH 6–7.
- Phosphatfällung: Optimal bei pH 6,5–8.
Vorteile der Fällung und Flockung
- Effektive Schadstoffentfernung: Geeignet für gelöste Stoffe, die durch rein physikalische Methoden nicht entfernt werden können.
- Flexibilität: Anpassbar an unterschiedliche Abwasserzusammensetzungen durch Wahl der Chemikalien.
- Kombinierbarkeit: Nachgeschaltete Verfahren wie Filtration können die Effizienz weiter steigern.
Foto: Unsere CP-Anlage ALMA CHEM MCW inkl. Schlammentwässerung mittels Kammerfilterpresse
Herausforderungen in der Wasser- und Abwassertechnik
- Hochreine Wasserqualität:
- Die Herstellung von UPW erfordert komplexe Technologien wie Umkehrosmose und UV-Oxidation.
- Variable Abwasserzusammensetzung:
- Die Mischung verschiedener Prozessabwässer stellt hohe Anforderungen an die Behandlungsanlagen.
- Umweltfreundliche Entsorgung:
- Sicherstellung der fachgerechten Entsorgung von chemischen Rückständen und Schlämmen.
Fazit
Die Solarzellenproduktion stellt höchste Anforderungen an Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung, da die Prozesse sowohl extrem reines Wasser erfordern als auch komplexe Abwässer erzeugen. Reinstwasser (Ultra Pure Water, UPW) ist essenziell, um die Präzision und Effizienz der Produktionsschritte sicherzustellen. Seine Herstellung erfordert eine Kombination modernster Technologien wie Umkehrosmose, Elektrodeionisation und UV-Oxidation, um Verunreinigungen nahezu vollständig zu eliminieren. Die strengen Qualitätsanforderungen – einschließlich minimaler Leitfähigkeit, Partikelfreiheit und der Entfernung organischer Rückstände – gewährleisten die Herstellung leistungsfähiger und langlebiger Solarzellen.
Auf der anderen Seite fallen in der Produktion hochbelastete Abwässer an, die sorgfältig behandelt werden müssen, um Umweltauflagen zu erfüllen und den Ressourceneinsatz zu optimieren. Verfahren wie Neutralisation und Fällung/Flockung spielen dabei eine Schlüsselrolle, da sie effizient Schadstoffe wie Säuren, Laugen, Schwermetalle, Fluoride und Phosphate entfernen. Die abgestimmte Kombination dieser Verfahren stellt sicher, dass alle Umweltauflagen zur Einleitung in das öffentliche Kanalnetz eingehalten werden.
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