Der pH-Wert ist eine fundamentale Größe in der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung. Er definiert den Säure- oder Basengehalt einer Lösung und hat erheblichen Einfluss auf chemische, physikalische und biologische Prozesse in Wasseraufbereitungs- und Abwasserbehandlungsanlagen. Ein fundiertes Verständnis des pH-Werts ist entscheidend für die Optimierung von Prozessen wie Fällung, Flockung, Neutralisation, biologischer Abbau und Korrosionsschutz.

Definition und chemische Grundlagen

Der pH-Wert beschreibt die Konzentration von Wasserstoffionen (H⁺) in einer Lösung und wird durch die folgende logarithmische Gleichung definiert:

pH = −log⁡10[H+]

  • Neutraler Bereich: pH = 7 (z. B. reines Wasser).
  • Saurer Bereich: pH < 7 (z. B. Abwasser mit Schwefelsäure).
  • Basischer Bereich: pH > 7 (z. B. Kühlwasser mit Laugenzusätzen).

Die logarithmische Skala bedeutet, dass eine Änderung um eine Einheit einer Verzehnfachung der H⁺-Konzentration entspricht.

Bedeutung des pH-Werts in chemischen Reaktionen:

  • Im sauren Bereich dominieren H⁺-Ionen.
  • Im basischen Bereich dominieren Hydroxidionen (OH⁻).

Der pH-Wert beeinflusst maßgeblich die Löslichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und die Gleichgewichtszustände chemischer Reaktionen.

Bedeutung des pH-Werts in der Wasseraufbereitung

  1. Korrosionsschutz:

    • Extrem niedrige oder hohe pH-Werte begünstigen die Korrosion von Rohrleitungen und Anlagenkomponenten.
    • Optimale pH-Bereiche (z. B. 8–8,5 für Kühlwasser) minimieren Korrosion und gewährleisten die Betriebssicherheit.
  2. Fällung und Flockung:

    • Der pH-Wert steuert die Ausfällung von Schwerlöslichen Salzen, wie z. B. Calciumcarbonat oder Eisenhydroxid.
    • Optimaler Bereich für die Fällung von Metallen liegt oft im basischen Bereich (pH 8–11).
  3. Biologische Prozesse:

    • Mikroorganismen in biologischen Reinigungsstufen (z. B. Belebtschlammverfahren) benötigen einen stabilen pH-Bereich (6,5–8,5) für optimales Wachstum und Stoffwechselaktivität.
  4. Chemikaliendosierung:

    • Effizienz von Fällmitteln, wie Eisen- oder Aluminiumsalzen, hängt stark vom pH-Wert ab.
    • Säuren und Laugen werden dosiert, um den pH-Wert auf optimale Bereiche einzustellen.
Kontinuierlich betriebene Neutralisationsanlage

Foto: Reaktionsstrecke einer pH-geregelten Neutralisationsanlage mit automatischer Dosierung von Säure und Lauge (ALMA Neutra)

Einfluss des pH-Werts in der Abwasserbehandlung

  1. Neutralisation:

    • Industrielle Abwässer können stark sauer (z. B. durch Schwefelsäure in der Metallindustrie) oder basisch (z. B. durch Laugen aus der Textilverarbeitung) sein.
    • Neutralisationsanlagen setzen Säuren (z. B. Schwefelsäure) oder Laugen (z. B. Natronlauge) ein, um den pH-Wert in den zulässigen Bereich (z. B. pH 6–9 gemäß gesetzlicher Vorgaben) zu bringen.
  2. Schwermetallentfernung:

    • Viele Metalle (z. B. Zink, Nickel) fallen als Hydroxide nur in spezifischen pH-Bereichen aus (oft pH 8–10).
    • Eine präzise Steuerung des pH-Werts ist entscheidend, um die Schwermetalle in den CP-Anlagen abzutrennen.
  3. Oxidation und Reduktion:

    • Der pH-Wert beeinflusst die Effizienz chemischer Oxidationsmittel (z. B. Ozon, Wasserstoffperoxid) und Reduktionsmittel (z. B. Schwefelverbindungen).
    • Beispielsweise ist die Oxidation von Ammoniak durch Chlor nur bei pH-Werten unter 8 effektiv.
Neutralisationsanlage für Molkereien, Käsereien und milchverarbeitende Betriebe in Containerbauweise

Foto: Beispiel einer CO2-Neutralisationsanlage im ALMA Modul für eine Molkerei (ALMA Neutra)

Messung und Regelung des pH-Werts

  1. Messmethoden:

    • pH-Elektroden: Standardmethode, basiert auf einer Glas-Membranelektrode, die eine elektrische Spannung abhängig vom pH-Wert erzeugt.
    • Online-pH-Messgeräte: Kontinuierliche Überwachung in Wasser- und Abwasserströmen.
    • Photometrische Messungen: Einsatz von Indikatorlösungen zur Bestimmung des pH-Werts, v. a. in der Laboranalytik.
  2. Regelung:

    • Dosierpumpen: Zur präzisen Zugabe von Säuren oder Laugen.
    • pH-Regelkreise: Steuerungssysteme, die den pH-Wert kontinuierlich überwachen und automatisch anpassen.
    • Statische Mischer: Fördern die Durchmischung von Abwasser und Reagenzien zur Homogenisierung des pH-Werts.
  3. Kalibrierung der Sensoren:

    • Regelmäßige Kalibrierung der pH-Sensoren mit Pufferlösungen (z. B. pH 4, pH 7, pH 10) ist erforderlich, um genaue Messwerte zu gewährleisten.

Herausforderungen bei der pH-Wert-Kontrolle

  1. Pufferkapazität:

    • Wasser mit hoher Alkalinität (z. B. Carbonatpuffer) erfordert größere Mengen an Säuren oder Laugen zur pH-Anpassung.
    • Lösung: Optimierung der Dosierstrategien unter Berücksichtigung der Wasserchemie.
  2. Dynamische Belastungen:

    • Starke Schwankungen im Abwasserzufluss können die pH-Regelung erschweren.
    • Lösung: Einsatz von Pufferbehältern oder intelligenten Steuerungssystemen.
  3. Materialkompatibilität:

    • Bei extremen pH-Werten besteht die Gefahr der Materialschädigung (z. B. von Sensoren oder Rohrleitungen).
    • Lösung: Verwendung korrosionsbeständiger Materialien wie PTFE oder Edelstahl.

Fazit

Der pH-Wert ist eine zentrale Kenngröße in der industriellen Wasser- und Abwasserbehandlung. Er beeinflusst nahezu alle chemischen, physikalischen und biologischen Prozesse in einer Anlage. Eine präzise Messung, Regelung und Kontrolle des pH-Werts ist essenziell, um Prozessstabilität, Effizienz und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu gewährleisten. Ingenieure und Betreiber müssen sowohl die chemischen Grundlagen als auch die praktischen Herausforderungen der pH-Regelung beherrschen, um eine optimale Anlagenauslegung und Betriebsführung sicherzustellen.

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Almawatech nimmt Anlage zur Neutralisation von Abwasser aus Molkerei in Betrieb.

Foto: Beispiel einer Neutralisationsanlage in ALMA Modulbauweise mit Misch- und Ausgleichsbehälter (ALMA Neutra)